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Die Schlagkraf­t fehlt noch

Bei den Weltmeiste­rschaften der Ruderer in Florida macht sich nur ein deutsches Boot Hoffnungen auf den Titel

- Von Heinz Büse, Sarasota

Die fetten Jahre sind vorbei. Den einst erfolgsver­wöhnten deutschen Ruderern droht eine WM mit dürftiger Ausbeute, denn ein Umbruch macht dem Team zu schaffen. Nur das Paradeboot gilt als Favorit. Vier Mal schien das Gold zum Greifen nahe, vier Mal spendete Silber nur bedingt Trost. Für die Mitglieder des Deutschlan­dachters soll das lange Warten auf den ersten internatio­nalen Titel seit dem Olympiasie­g von 2012 endlich zu Ende gehen. Zum Schluss einer Saison ohne Niederlage gilt das deutsche Paradeboot als WM- Favorit in Florida. Daher wirkt Trainer Uwe Bender vor dem Start der einwöchige­n Titelkämpf­e am Sonntag ähnlich zuversicht­lich wie seine Ruderer: »Wir haben uns vorgenomme­n, die Verhältnis­se wieder zu kippen. Aus den Siegen und der guten Vorbereitu­ng konnten wir Selbstvert­rauen schöpfen.«

Selbst die durch Hurrikan »Irma« gestörten Abläufe rund um den WMOrt Sarasota brachten das Team um Schlagmann Hannes Ocik nicht aus der Ruhe. Nach der sturmbedin­gten verspätete­n Anlieferun­g der Boote war Improvisat­ionstalent gefragt. Kurzerhand fand das Training in einem von der heimischen Universitä­t ausgeliehe­nen Boot statt. Erst zwei Tage später als geplant trafen die eigenen Geräte an der Regattastr­ecke im Nathan Benderson Park ein.

Anders als in den vergangene­n vier Jahren mit drei Weltmeiste­rschaften und den Olympische­n Spielen in Rio dürfte diesmal nicht der Erzrivale aus Großbritan­nien der Hauptkonku­rrent sein. Bei der WM-Generalpro­be am 9. Juli in Luzern kam den Europameis­tern aus Deutschlan­d nur Australien bedrohlich nahe. Im Ziel betrug der Vorsprung lediglich 0,49 Sekunden. Nach zehn Wochen harter Arbeit in drei Trainingsl­agern fühlt sich der Achter für den Saisonhöhe­punkt jedoch gerüstet. »Die Sehnsucht nach WM-Gold ist sehr groß«, sagte Schlagmann Ocik den »Ruhr Nachrichte­n« voller Hoffnung auf eine guten Start im Vorlauf am Dienstag.

Abgesehen vom Achter ist von der einstigen Schlagkraf­t der deutschen Ruderflott­e wenig geblieben. Nur drei Boote aus den 14 olympische­n Klassen standen beim Weltcupfin­ale im Endlauf. Selbst einstige Medailleng­aranten wie die Doppelvier­er, die noch in Rio für zwei Goldmedail­len gesorgt hatten, sind vom Erfolgskur­s abgekommen. Die Frauen mussten sich in Luzern mit Rang vier, die Männer gar mit Platz neun begnügen. Die Erfolgsaus­sichten des umgebauten Kaders halten sich daher in Grenzen. Chef- trainer Marcus Schwarzroc­k sieht die Ausgangsla­ge realistisc­h: »Es ist ein schwierige­s Jahr. Wir haben viele junge Teams am Start.«

Für den Generation­swechsel im Team steht auch Tim-Ole Naske. Der erst 21 Jahre alte Hamburger, Nachfolger des langjährig­en deutschen Einermeist­ers Marcel Hacker, hofft bei seinem Weltmeiste­rschaftsde­büt auf die Finalteiln­ahme. Im Skiff der Frauen rudert mit Annekatrin Thiele (32) dagegen eine erfahrene Athletin an den Start. Die Olympiasie­gerin im Doppelvier­er gewann die Traditions­regatta in Henley, kam aber eine Woche später in Luzern nur als Endlauflet­zte ins Ziel.

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Foto: imago/Agentur 54 Grad Trainieren für den Titel: Nur der Achter des Deutschen Ruder-Verbandes ist noch auf Erfolgskur­s und blieb in dieser Saison bislang unbesiegt. Dabei soll es auch bei der WM bleiben.

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