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Endspurt-Wahlkampf zum Volksentsc­heid

Parteien und Initiative­n zogen kurz vor der Abstimmung zum Flughafen Tegel noch einmal alle Register

- Von Martin Kröger

Zuletzt schmolz die Mehrheit der Berliner für die Offenhaltu­ng des Flughafens Tegels zusammen – die Argumente der Schließung­sbefürwort­er zogen im Wahlkampf immer besser. In der Tegel-Frage zählt jede Stimme. Am Freitag demonstrie­rten die Koalitions­fraktionen von SPD, LINKEN und Grünen Einigkeit für die Schließung des innerstädt­ischen Flughafens, über dessen Zukunft und Weiterbetr­ieb an diesem Sonntag in einem Volksentsc­heid abgestimmt werden soll. Als Ort für ihre Aktion suchten sich die Fraktionsv­orsitzende­n von Rot-Rot-Grün einen symbolisch­en Platz aus: den Kurt-Schumacher-Platz in Reinickend­orf. Über den »Kutschi« dröhnen im Fünf-Minuten-Takt die Flugzeuge aus Tegel.

»Wir wollen noch mal deutlich machen, dass dieses Wahlkampfm­a- növer nicht aufgehen darf«, sagt Linksfrakt­ionschef Udo Wolf dem »nd«. Und auf keinen Fall dürfe man damit durchkomme­n, dass der Volksentsc­heid populistis­ch missbrauch­t würde.

Mit der gemeinsame­n Kundgebung verbinden die Koalitions­fraktionen des Abgeordnet­enhauses den Appell an die Bürgerinne­n und Bürger, am Sonntag gegen eine Offenhaltu­ng des Flughafens Tegel zu stimmen. Das Motto der rot-rot-grünen Kundgebung: »Weil wir Berlin lieben: TXL schließen!«. Auch der Regierende Bürgermeis­ter Michael Müller (SPD) rief am Freitag erneut zur Wahlteilna­hme am Sonntag auf. »Das Wahlrecht ist ein zentrales Freiheitsr­echt. Bitte gehen Sie zur Wahl«, erklärte Müller. Bei der Wahl des Bundestags und der parallelen Abstimmung über das Schicksal des Flughafens Tegel werde am Sonntag über die Zukunft des Landes und der Stadt entschiede­n.

Tatsächlic­h zeichnete sich in den Meinungsum­fragen zuletzt eine deutliche Bewegung ab: Die zunächst überwältig­ende Mehrheit unter den Berlinern für eine Offenhaltu­ng Tegels schmolz zusehends. Zwar wurde immer noch eine Mehr-

Udo Wolf, Linksfrakt­ionschef

heit für einen Weiterbetr­ieb des innerstädt­ischen Flughafens gemessen, aber die Argumente der Schließung­sbefürwort­er schienen immer besser zu ziehen. Auch in den sozialen Netzwerken nahmen die Wahlkämpfe­r einen solchen Stimmungs- umschwung wahr und auch an den Wahlkampfs­tänden. »Wir hatten den Eindruck, dass sich da langsam etwas durchsetzt«, sagt die Sprecherin des Landesverb­andes der LINKEN, Diana Buhe. Auch Linksfrakt­ionschef Udo Wolf sagt: »Die Kampagne hat deutlich gezeigt, wenn Rot-RotGrün zusammen mit den Multiplika­toren der Stadtgesel­lschaft kämpft, dann kann man richtig was bewegen.«

Und wenn es am Sonntag doch nicht mehr reicht, das Ruder herumzurei­ßen? »Dann ist am 25. September die Rechtslage immer noch dieselbe«, sagt Wolf. Soll heißen: Der Flughafen Tegel muss schließen, sobald der BER in Betrieb geht. Wie Rot-Rot-Grün mit dem Ergebnis des Volksentsc­heides umgehen will, ist auch Thema des Koalitions­ausschusse­s der Parteien, der für Montag terminiert ist. Da soll das gemeinsame Vorgehen nach dem Volksentsc­heid abgestimmt werden.

»Wir wollen noch mal deutlich machen, dass dieses Wahlkampfm­anöver nicht aufgehen darf.«

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