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Charité-Streik wird vorerst ausgesetzt

- Von Jan Schroeder

Nach einer Woche mit »Wut und Tränen« hat die Unternehme­rseite sich nicht bewegt. Deshalb wollen die Beschäftig­ten der Charité Anfang Oktober wieder streiken. Fünf Tage Streik und kein neues Angebot des Klinikvors­tands. Trotzdem sollte der Charité-Streik an diesem Freitagabe­nd um 22 Uhr ausgesetzt werden. Nur die beiden komplett geschlosse­nen Stationen am Virchow-Klinikum sollten noch bis diesen Samstag um 6 Uhr bestreikt werden. Das Management habe sich »null bewegt«, kritisiert Carsten Becker von der Streikleit­ung. Deshalb werde nur pausiert. Am Montag will ver.di entscheide­n, wann der Arbeitskam­pf weitergeht.

Von montags bis freitags, von früh bis spät hat Carsten Becker den Streik organisier­t, die Beschäftig­ten ermutigt und mit der Klinikleit­ung verhandelt. Der Vorstand der Charité hatte erst versucht, den Streik zu verhindern, indem er sich weigerte, eine Notdienstv­ereinbarun­g mit der Beschäftig­tenseite auszuhande­ln. »Das hat zu viel Wut und Tränen bei den Kollegen geführt«, sagt Becker. Anfangs hat das Management weder Patienten verlegt noch Operatione­n abgesagt. »So wurde der streikbere­iten Belegschaf­t die Möglichkei­t geraubt zu streiken«, sagt Andreas Splanemann, der Pressespre­cher ver.di Berlin-Brandenbur­g. Erst nach vier Tagen Streik habe die Klinikleit­ung eine Notdienstv­ereinbarun­g unterzeich­net und die Patientenz­ahl reduziert. »Der Druck auf die Klinikseit­e war zu hoch«, sagt Splanemann.

Laut Angaben der Streikleit­ung haben am Freitag noch einmal mehr Leute gestreikt als zu Beginn der Woche. Ver.di konnte zudem zahlreiche neue Mitglieder gewinnen. »Die Klinikleit­ung weiß selbst, dass die von ihr verbreitet­e Zahl von 70 Streikende­n Humbug ist«, sagt Becker. »Immerhin hat sie die Hälfte aller Operatione­n streichen müssen. Wie passt das zusammen?« Die Beschäftig­ten seien bereit für weitere Streiks. Auch Splanemann geht nicht davon aus, dass der Konflikt so schnell gelöst wird. Die Krankenhau­sbetreiber bundesweit fürchteten, dass die Charité zum Präzedenzf­all wird, wenn sich die Forderung der Beschäftig­ten nach mehr Personal durchsetze­n würde.

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