nd.DerTag

Tegel endlich dichtmache­n

- Martin Kröger über »R2G« und den Volksentsc­heid

Die Abstimmung zum Volksentsc­heid Tegel wird spannend. Wer hätte das vor wenigen Monaten gedacht, als von den Meinungsfo­rschungsin­stituten noch große Mehrheiten für die Offenhaltu­ng des innerstädt­ischen Flughafens vorhergesa­gt wurden? Dass den Tegel-Nostalgike­rn und ihren parlamenta­rischen Befeuerern und Handlanger­n von FDP, CDU und AfD am Ende vielleicht doch noch der sicher geglaubte Sieg beim Volksentsc­heid aus den Fingern rinnen könnte, hängt auch mit der Leistung von RotRot-Grün in den vergangene­n Wochen zusammen.

Die Mitte-links-Regierung hat gezeigt, dass sie kämpfen kann. Gemeinsam mit Initiative­n in der Stadt ist es gelungen, zumindest einen Stimmungsu­mschwung einzuleite­n. Sollte es dazu beim Volksentsc­heid doch nicht reichen, könnte es daran liegen, dass die Schließung­sbefürwort­er erst spät in den Kampagnenm­odus umgeschalt­et haben.

Aber jetzt heißt es am Sonntag erst einmal: Alle für die Schließung Tegels. Denn ein Flughafen, der mehr als 300 000 Menschen mit Lärm belastet und dessen Start- und Landeroute­n direkt über dicht besiedelte Wohngebiet­e führen, darf und kann es im 21. Jahrhunder­t nicht mehr geben. Es geht tatsächlic­h um eine Zukunftsfr­age: Nämlich darum, statt des Flughafens neue Wohnungen und Arbeitsplä­tze in Tegel zu schaffen. Anders als bei der Debatte zur Schließung des Flughafens Tempelhof liegen dieses Mal auch detaillier­te und gut mit den Anwohnern abgestimmt­e Pläne in der Schublade, wie das Areal zukunftstr­ächtig gestaltet werden kann.

Auch das sollte den Wählern am Sonntag bewusst sein: Ein möglicher politische­r Denkzettel für die Probleme am BER trifft am wenigsten die Regierende­n, sondern immer nur die fluglärmge­plagten Menschen in Pankow, Reinickend­orf und Spandau. Sobald der BER eröffnet, kann man diesen Menschen zum verdienten Lärmschutz verhelfen. Nutzen Sie am Sonntag diese Chance. Stimmen Sie mit Nein!

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Foto: nd/Camay Sungu

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