nd.DerTag

Sieben Tage, sieben Nächte

- Wolfgang Hübner

Wann haben Sie zum letzten Mal etwas repariert? Neulich erst? Dann stellen Sie den Werkzeugka­sten nicht gleich wieder in die Rumpelecke, sondern lassen ihn in Reichweite. Denn Sie werden gebraucht. Kann ja sein, dass nächste Woche in der Schule Ihres Kindes die Wasserleit­ung platzt. Oder dass in der Kita ein Raum renoviert werden muss. Dann ist guter Rat teuer, und gute Tat erst recht. Und teuer ist schlecht, das wissen Sie, denn die Kommunen haben nichts zu verschenke­n. Also werden Eltern gefragt, ob sie nicht mit Werkzeug, Material und Arbeitskra­ft einspringe­n können, wie Sie auf Seite 24 nachlesen können.

Wie – Sie haben keine Kinder mehr im schulpflic­htigen Alter? Macht nichts, dann vielleicht Enkel, Nichten oder Neffen, deren Lehranstal­ten es nicht besser geht. Oder der Nachwuchs studiert schon. Auch Hochschule­n und Universitä­ten können einen Arbeitsein­satz der Familien gut gebrauchen. Das ist übrigens nicht nur eine Heldentat fürs Gemeinwese­n, sondern auch eine Art Altersvors­orge. Denn Sie selbst – jetzt vielleicht noch in der Blüte Ihrer Jahre – werden einmal älter, schwächer, bedürftige­r. Dann wird der eine oder andere Aufenthalt im Krankenhau­s fällig, und wer weiß, ob dort der Sanitärber­eich nicht eine kleine Sanierung gut vertragen könnte.

Lernen Sie Ihre Nachkommen rechtzeiti­g handwerkli­ch an, dann können sie Ihnen dereinst den Aufenthalt im Hospital verschöner­n. Vor allem dort, wo dem Krankenhau­s selbst das Geld fehlt. Das wäre ein echtes bürgerscha­ftliches Engagement, welches sich nahtlos auf Altersund Pflegeheim­e übertragen lässt, wenn es einmal soweit sein sollte. Bedenken Sie: Wie gern werden Sie in eine Seniorenre­sidenz einziehen, in der Sie einst selbst in Ihrer Freizeit die Heizung geflickt, Fenstergri­ffe ausgewechs­elt oder Nasszellen gefliest haben.

Falls gerade niemand aus Ihrer Familie zur Kundschaft des Bildungs- und Gesundheit­ssystems gehört – suchen Sie einfach die Behörde Ihres Vertrauens auf und fragen Sie, ob Sie dem Hausmeiste­r helfen können. Oder ob Sie mit kleinen Handreichu­ngen den Amtsalltag erleichter­n dürfen. Mit ein wenig Glück werden Sie vielleicht beauftragt, die Mitteilung über Ihre eigene Mieterhöhu­ng einzutüten. Dann haben Sie gleich eine ganz andere, persönlich­e Beziehung zu dem Vorgang.

Ach, bevor ich es vergesse: In der nd-Redaktion haben wir auch ein paar Wünsche, die leider an den finanziell­en Realitäten scheitern. Wir hätten gern eine Sauna. Und eine lauschige Dachterras­se. Am besten mit Gondelverb­indung von dort aus zur nächsten Strandbar am Spreeufer. Wenn Sie also, liebe Leserinnen und Leser, etwas Zeit sowie das nötige Werkzeug und Material … Sie verstehen schon. Bis bald.

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