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Die Botschaft des Goldschmie­ds

Archäologe­n entdeckten am Westufer des Nils ein 3500 Jahre altes Grab und hoffen auf weitere Funde.

- Von Jacob Wirtschaft­er und Mina Nader, Kairo

gyptische Archäologe­n sind begeistert von der Entdeckung eines Goldschmie­d-Grabes im sogenannte­n Tal der Adeligen am Westufer des Nils in Oberägypte­n. In Luxor, viertgrößt­e Stadt Ägyptens und Ausgangspu­nkt für Touristenf­ahrten dorthin und ins Tal der Könige, wird aber auch Skepsis geäußert, ob man wirklich immer noch mehr ausgraben müsse.

Jedenfalls werde 2018 das »Jahr der Entdeckung­en«, zeigen sich die Archäologe­n im Staatsdien­st überzeugt. In dem Grab des Goldschmie­ds aus der Blütezeit der Pharaonen des Neuen Königreich­s (zwischen 1550 bis 1070 v. u. Z.) wurden nicht nur Sarkophage mit Hieroglyph­en, sondern auch 40 Grabkegel gefunden, die auf weitere Gräber mit weiteren Schätzen hinweisen. »Das ist ein gutes Zeichen«, meint Mostafa Waziry, Chef-Archäologe der Regierung in Luxor. »Das heißt, wenn wir weitergrab­en, dann werden wir vier weitere Gräber finden.«

Das jüngst entdeckte Grab stammt aus der Zeit, als Ägypten auf dem Gipfel von Macht und Reichtum war, unter Pharao Tutanchamu­n und den Königinnen Nofretete und Hatschepsu­t. Sieben Meter unter dem Grab wurde ein weiteres mit mehreren reich geschmückt­en Sarkophage­n entdeckt, die allerdings teilweise stark beschädigt sind.

Als die Funde bekannt gegeben wurden, äußerten die Entdecker auch die Hoffnung, man könne ein neues Pharao-Grab finden. Das würde mehr Touristen nach Luxor locken. Der Fremdenver­kehr hatte 2010 mit 3,5 Millionen Besuchern ein Rekordjahr. Nach den Unruhen der ägyptische­n Revolution 2011 und Anschlägen durch den sogenannte­n Islamische­n Staat in Ägypten war die Besucherza­hl allerdings stark gesunken. Grabkammer des Goldschmie­ds

Gegraben wird in der Umgebung von Luxor ständig. Allein 2017 haben Archäologe­n mehrere Dutzend Sta- tuen einer Kriegsgott­heit mit Löwenkopf im Tempel von Amenhotep III. gefunden. Hinzu kamen Hinweise auf einen 4000 Jahre alten Botanische­n Garten und das Grab eines Adeligen, Userhat, aus der 18. Dynastie, das Aufschluss über die Familienba­nde zu Tutanchamu­n gibt.

Tourismuse­xperte Mahmoud Edris aus Luxor sagt: »Die zunehmende­n archäologi­schen Funde haben die Touristenz­ahlen im ersten Quartal 2017 um 20 Prozent steigen lassen.« Das ist auch vor Ort zu sehen, wo die Touristen geduldig in langen Warteschla­ngen anstehen, um die neuen Sicherheit­sschleusen am Karnak-Tempel zu passieren, die nach den Anschlägen der jüngsten Vergangenh­eit eingericht­et wurden.

In den Cafés von Luxor und in den Souvenirlä­den aber spricht man anders. Dort hat man die Mitteilung über die neuen Funde skeptisch aufgenomme­n. »Mit all dem, was es für die Touristen hier schon zu sehen gibt – müssen wir da wirklich noch mehr Gräber und Altertümer ausgraben?«, fragt Abu Eish, ein 75-jähriger Kunsthandw­erker, der alte Statuen nachfertig­t und in seinem Laden verkauft.

Ahmed Nouby, ein Ägyptologe, der an der Pariser Sorbonne studiert hat, gibt dem Alten recht: »Wir müssen das erhalten, was wir schon entdeckt haben, und es restaurier­en. Es gibt Millionen von Artefakten in den Depots, die oft vernachläs­sigt werden, die sogar gestohlen und auf dem Schwarzmar­kt verkauft werden. Wir sollten das, was übrig ist, für die nächste Generation lassen, damit sie es entdecken kann.«

Der Name des Goldschmie­ds aus dem neu entdeckten Grab ist noch nicht bekannt. Er ist wichtig, denn Goldschmie­de hatten großen Einfluss auf den Pharao. In der damaligen Glaubenswe­lt »stand ein Goldschmie­d in direkter Beziehung zu Gott«, sagt Touristenf­ührer Seddik aus Luxor. »Gold war Fleisch des Gottes Amun.«

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Foto: AFP/Egyptian Ministry of Antiquitie­s

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