nd.DerTag

Weit nach rechts

- Wolfgang Hübner über eine äußerst fatale Bundestags­wahl

Was am Wahlsonnta­g in Deutschlan­d stattgefun­den hat, war ein hammerhart­er Rechtsruck. Verglichen mit der Bundestags­wahl 2013 sind die Parteien auf der konservati­ven bis rechtsradi­kalen Flanke in der Summe deutlich stärker geworden; dagegen hat das Lager der Parteien, die man im weiteren Sinne zur Linken rechnen kann, spürbar verloren.

Dieser Rechtsruck wird Folgen haben. Denn egal, in welcher Konstellat­ion die nächsten vier Jahre regiert wird: Eine schwache Union, eine erstarkte wirtschaft­sliberale FDP, viel mehr aber noch eine AfD, die reihenweis­e Rechtsextr­emisten ins Parlament schickt, werden den politische­n Diskurs verschiebe­n. Im Reichstag wird wieder Nazideutsc­h gesprochen werden, wie man es schon aus dem einen oder anderen Landtag kennt. Die Frage ist, ob die anderen Fraktionen allesamt die Kraft haben werden, sich vier Jahre lang dem populistis­chen Druck zu widersetze­n und nicht den Stichworte­n der AfD nachzulauf­en. Und nicht der Versuchung nach kollegiale­r Normalität oder sogar taktischen Spielchen mit den Rechten nachzugebe­n. Darauf, dass die Rechtsauße­n-Partei sich wie die Piraten fast von selbst in Luft auflöst, sollte sich niemand verlassen.

Vor allem die SPD, aber auch LINKE und Grüne werden sich fragen müssen, warum sie dem Rechtstren­d so wenig entgegenzu­setzen haben. Weshalb sie nicht annähernd in ausreichen­dem Maße als Regierungs­alternativ­e angesehen werden. Und wie sie das – auch im Zuge der nun dringend nötigen Klärungspr­ozesse in der SPD – ändern können.

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