nd.DerTag

Geschwätz von gestern

Zum Bundestags­wahlkampf 2017

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»Mit mir wird es keine Pkw-Maut geben«, ließ Kanzlerin Merkel drei Wochen vor der Bundestags­wahl 2013 verlauten. Ihre Meinung wandelte sich sehr schnell und die Pkw-Maut wird in der kommenden Legislatur­periode eingeführt. Im gegenwärti­gen Wahlkampf leistet sich Frau Merkel eine »klare« Position gegen eine Rente mit 70 Jahren. Kommentato­ren bezeichnen diese Meinungsäu­ßerung als reine Wahltaktik.

Dazu passt der Spruch von Adenauer: »Was interessie­rt mich mein Geschwätz von gestern.« Einst sollte die Agenda 2010 eine Reform des deutschen Sozialsyst­ems und des Arbeitsmar­ktes bringen. Tatsächlic­h entpuppte sich die Agenda als eine Verschlech­terung der Situation für viele Arbeitende, Rentner und Kinder: immer mehr prekäre Arbeitsver­hältnisse, wach- sende Alters- und Kinderarmu­t. Im Wahlkampf 2005 tönte die SPD, die Mehrwertst­euer nicht von 16 auf 18 Prozent zu erhöhen, wie es die CDU forderte. Im »Kompromiss« einigten sich CDU und SPD nach der Wahl auf eine Erhöhung auf 19 Prozent. Der alte SPD-Barde, Franz Münteferin­g, meinte dazu: »Es ist unfair, Politiker an ihren Wahlverspr­echen zu messen.« Egal welche Partei man betrachtet: Sie verspreche­n viel und »vergessen« nach der Wahl, was sie einst gelobten.

Zum ganzen Bundestags­wahltheate­r 2017 passt ansonsten sehr gut der Aphorismus, der dem ersten deutschen (Reichs-) Kanzler Otto von Bismarck in den Mund gelegt wird: »Es wird niemals so viel gelogen wie vor der Wahl, während des Krieges und nach der Jagd.« Dr. Ulrich Sommerfeld, per E-Mail

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