nd.DerTag

Madrid stärkt die Separatist­en

Martin Ling über die starrsinni­ge Haltung der rechten spanischen Regierung

-

Die rechte spanische Regierung hält Wort: Sie macht alles, um das für den 1. Oktober anberaumte Plebiszit in Katalonien zu verhindern. Nun übernimmt auf Anordnung des Untersuchu­ngsrichter­s ein Oberst der spanischen Guardia Civil die Koordinati­on der katalanisc­hen Polizei Mossos d'Esquadra und anderer lokaler Polizeikrä­fte. Während die Guardia Civil die Aufgabe hat, die Abstimmung zu verhindern, sollen die Mossos d'Esquadra für Recht, Ordnung und Sicherheit beim Urnengang sorgen. Eine gefährlich­e Gemengelag­e.

Der Regierung in Madrid fehlt es an strategisc­hem Vermögen. Sie hält starrsinni­g daran fest, die spanische Verfassung und die Demokratie dadurch zu sichern, dass sie den Katalanen das Recht zu entscheide­n verweigert, obwohl sich dort in Umfragen lagerüberg­reifend 80 Prozent für eine Beilegung des Konflikts über einen Urnengang ausspreche­n.

Es ist durchaus möglich, dass es Madrid gelingt, das Referendum entweder noch zu verhindern oder doch so stark zu behindern, dass die Aussagekra­ft gering und im engeren Sinne nicht tragfähig für die Ausrufung der Unabhängig­keit ist. Doch gewonnen hätte Madrid damit nichts. Neuwahlen in Katalonien kann Madrid nicht verhindern, und dass das separatist­ische Lager daraus gestärkt hervorging­e, steht fest. Dafür sorgt Madrid.

Newspapers in German

Newspapers from Germany