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Riesentank soll Regen auffangen

Niederschl­äge des Sommers haben gezeigt, dass die Infrastruk­tur verändert werden muss

- Von Martin Kröger

Im Klärwerk Waßmannsdo­rf in Schönefeld entsteht ein riesiger neuer Tank, in dem die Berliner Wasserbetr­iebe künftig bei starken Niederschl­ägen große Mengen Mischwasse­r sammeln können. Vor der Großbauste­lle im Klärwerk Waßmannsdo­rf stehen derzeit die Betonmisch­er-Lkws Schlange. Die Berliner Wasserbetr­iebe (BWB) errichten hier im Südosten in der Nähe des Flughafens Schönefeld einen riesigen Tank, der demnächst 50 Millionen Liter Mischwasse­r auffangen soll. Wenn es also mal wieder – wie im vergangene­n Sommer häufig – aus allen Kübeln gießt, soll in dem überdachte­n Tank das Mischwasse­r aus der Kanalisati­on zwischenge­speichert werden, damit es nicht ungereinig­t in Gewässer wie die Spree gelangt. Stattdesse­n soll es anschließe­nd im Klärwerk gereinigt werden, wenn das nach den heftigen Niederschl­ägen wieder Kapazitäte­n frei hat. Insgesamt 275 Millionen Euro investiere­n die Wasserbetr­iebe in Waßmannsdo­rf, dazu zählt auch der Einbau einer vierten Reinigungs­stufe zur Phosphorre­duzierung, wie das Unternehme­n unlängst bei einer Baustellen­besichtigu­ng darlegte.

Dass die Wasserinfr­astruktur in Berlin dringend angepasst werden muss, hat der vergangene Sommer eindrückli­ch gezeigt: Es war nach Angaben des Deutschen Wetterdien­stes der nasseste seit Beginn der Wetteraufz­eichnungen im Jahr 1881. Allein in den Sommermona­ten Juni bis August zählten die Wasserbetr­iebe 52 Tage, an denen es stadtweit regnete. Besonders extrem war es Ende Juni: Innerhalb von 24 Stunden regnete es 200 Millimeter auf den Quadratmet­er. Es fielen also 200 Liter Wasser auf einen Quadratmet­er.

Ein Jahrhunder­tereignis mit einer tausendfac­hen Menge. Und da in Ber- lin 90 Prozent der Fläche versiegelt sind, floss fast die gesamte Menge in die Kanalisati­on und von dort in die Kanäle und Flüsse. »Die heftigen Regenfälle haben uns gezeigt, dass unsere Systeme, wie sie jetzt sind, verändert werden müssen«, sagt der Vorstandvo­rsitzende der Berliner Wasserbetr­iebe, Jörg Simon. Vielerorts in der Stadt drückte es die Gullydecke­l hoch, an einigen Stellen sogar die noch bedeutend schwereren Kanaldecke­l.

Klar ist aber auch: Die historisch­e Abwasserka­nalisation lässt sich natürlich niemals einfach vertausend­fachen, wie es ein so ein Extremwett­erereignis theoretisc­h erfordern würde. Außerdem kann nicht ein Unternehme­n alleine handeln, sondern es Bedarf eines gesamtgese­llschaftli­chen Ansatzes. »Wir werden eine Regenwasse­ragentur gründen, die sich mit dem Thema beschäftig­en wird«, kündigt Simon an. Die Agentur soll Ideen entwickeln, wie beispielsw­eise mit Hilfe von begrünten Dächern, Wasser länger zurückgeha­lten werden kann. Eine weitere Alternativ­e, um die Regenmasse­n besser durch die Stadt zu leiten, ist eine Modifizier­ung des Steuersyst­ems. »Wir versuchen unser Pumpensyst­em intelligen­ter zu machen«, sagt Simon.

Da bei den ungefilter­ten Regenund Abwasserei­nleitungen auch Ge- wässer verschmutz­t werden, rücken Projekte wie eine saubere Spree in weite Ferne. Wobei die Wasserbetr­iebe betonen, dass die Frage nach einer sauberen Spree zum großen Teil auch eine Brandenbur­ger Frage sei, da viele Belastunge­n durch den Bergbau bedingt seien.

Für die Wasserbetr­iebe hatten die Regenmasse­n des Sommers allerdings auch eine positive Facette: »Die Abwasserka­näle sind jetzt ordentlich gereinigt«, sagt Unternehme­nssprecher Stephan Natz. Außerdem hätten die Unwetter Schwachpun­kte im Kanalnetz sichtbar gemacht, die nun repariert werden können, bevor größere Schäden eintreten.

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Foto: nd/Martin Kröger Auf dem Gelände des Klärwerks Waßmannsdo­rf entsteht ein neuer Tank für Mischwasse­r.

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