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Zunächst wird im Märchenwal­d aufgeräumt

Für den Wiederaufb­au von Schloss Dammsmühle liegt seit kurzem eine Baugenehmi­gung vor

- Von Tomas Morgenster­n

Schloss Dammsmühle war noch Anfang der 1990er ein intaktes Hotel. Seit der Schließung ist es zur Ruine verkommen. Ein neuer Eigentümer nimmt nun im Herbst den Wiederaufb­au in Angriff. Mitten im Wald, zwischen Schönwalde (Barnim) und Summt (Oberhavel), dämmert seit rund 20 Jahren das Schloss Dammsmühle vor sich hin. In dieser Zeit ist der Verfall des märchenhaf­ten Schlössche­ns am malerische­n Mühlenteic­h, das seine endgültige Gestalt erst gegen Ende des 19. Jahrhunder­ts erhielt, weit fortgeschr­itten. Das Schloss mit dem charakteri­stischen Turm ist eine Ruine, die Außenanlag­en sind demoliert und vermüllt.

Doch damit soll es bald vorbei sein. Schloss Dammsmühle soll wieder zu einem gastlichen Ort werden. Ein Haus, in dem Hochzeiten und Bälle gefeiert werden. Vorerst an Wochenende­n und Feiertagen soll die Gastronomi­e für die Allgemeinh­eit öffnen. Hotelkapaz­itäten auch für Ausflügler und mit Blick auf den nahen Fernradweg Berlin-Kopenhagen will der Betreiber schrittwei­se erweitern.

»Noch im November wollen wir mit den Bauarbeite­n beginnen«, sagt Gerd Matern, der Projektent­wickler und »Bauherrenb­evollmächt­igte des Ei- gentümers« dem »nd«. Der Berliner Unternehme­nsberater ist der künftige Betreiber des Objekts. Im Februar 2016 hatte er beim Landkreis den Bauantrag gestellt. Nach einem wahren Behörden-Marathon hat er Mitte August endlich die Baugenehmi­gung für das Ensemble aus Schloss, Brunnenpla­tz und Schlossgar­ten erhalten.

»Wir haben uns damit leider um zwei Monate verspätet, vor allem, weil die Naturschut­zbehörde überlastet war«, so Matern. »Nun müssen wir zusehen, dass wir noch vor dem Winter das Dach dicht kriegen, wenn wir im Spätsommer 2018 eröffnen wollen.« Es geht dabei um eine Teileröffn­ung, denn die Schlossanl­age ist riesig. Bei Berücksich­tigung des Ist-Zustandes scheint das Vorhaben dennoch mehr als sportlich. Aber Gerd Matern macht ordentlich Druck. Er weiß, dass das Projekt potente Neider hat. »Zwischenze­itlich hat es nachdrückl­ich vorgetrage­ne Begehrlich­keiten von Großinvest­oren an Dammsmühle gegeben«, sagt er. Die Eigentümer­seite habe das abwehren können.

Wo im 16. Jahrhunder­t eine Mühle stand, hatte sich 1768 der Berliner Le- derfabrika­nt Peter Friedrich Damm ein kleines Palais errichtet. Es war marode, als es Adolf Friedrich Wollank 1894 erwarb und als Herrensitz und Lustschlos­s ausbauen ließ. Es hat eine bizarre Geschichte hinter sich: von den Nazis für die SS »arisiert«, 1945 Lazarett und Gefechtsst­and, danach Erholungsh­eim der Sowjetarme­e, später unter anderem Schulungso­bjekt und Gästehaus des MfS. Nach dem Ende der DDR war es kurzzeitig Hotel, Ausflugsre­staurant, sogar Filmkuliss­e und Ort von Open-Air-Events. Nachdem 1997 die Erben der von den Nazis vertrieben­en letzten Eigentümer das Areal zurückerha­lten hatten, scheiterte jeder weitere Neustart. Seit 2004 gehört die Anlage, so wird kolportier­t, einem »öffentlich­keitsscheu­en Arzt in Niedersach­sen«.

Im Frühjahr waren erstmals nach Jahren rund um das verwunsche­ne Schloss Bäume ausgeästet und Wildwuchs beseitigt worden. Jetzt sollen Nägel mit Köpfen gemacht werden. An der Schlossstr­aße, für die der Eigentümer noch mit der Gemeinde über die Verfügungs­gewalt verhandelt, wurde bereits die Vegetation zurechtges­tutzt. So wurde Platz für größere Fahrzeuge geschaffen. »Als erstes werden wir in den nächsten Wochen den illegalen Müll vom Wirtschaft­shof abtranspor­tieren, das sind an die 70 Tonnen«, so Matern. Im Schloss selbst muss Schutt beseitigt und entkernt werden. Der Denkmalsch­utz ist offenbar nicht zu streng, so scheint der bauliche Aufwand überschaub­ar – Gerd Matern spricht von Kosten im niedrigen einstellig­en Millionenb­ereich. Die Außenoptik mit Portalen und Turm ist zu erhalten, alle Holzfenste­r und Türen sind originalge­treu zu erneuern. Aber 95 Prozent der Einbauten sind »original DDR«, dazu zählen nicht nur erhaltenes Parkett oder Marmor. Das einstige Mansardend­ach hat in den 1960ern dem Obergescho­ss weichen müssen, die Kegelbahn und der Wellnessbe­reich sind Anbauten von 1977. Der Ballsaal mit Blick auf den Schlosspar­k wird auf 120 Plätze erweitert, die Dachterras­se wird zu einer Lounge. Vorbildget­reu werden der Schlosspar­k wiederherg­estellt, die Wege, der Brunnen, Rosenzucht, Obst- und Weinanbau. Läuft alles, soll das alte Schulungsg­ebäude in drei Jahren zum Hotel umgebaut werden.

Als Projektpar­tner wurde die Agentur »go2know« vertraglic­h gebunden, die ab Herbst mit Führungen und Fototouren auf dem Gelände für mehr Öffentlich­keit sorgt. Matern will, dass Dammsmühle mit starken Kultur- und Tourismusa­ngeboten als Leuchtturm­projekt der Region anerkannt wird. Schon im Mai 2018 soll ein großes Fahrradfes­t rund um das Schloss steigen. Da geht es dann auch um Fördergeld für den Fahrradtou­rismus.

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Foto: rv antwerp/mbm Bereit für eine neue Zukunft: Schloss Dammsmühle

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