nd.DerTag

Unsichere Zeiten für Blumenscha­u

Thüringen: Hängeparti­e bei der Gebietsref­orm hat Auswirkung­en auch auf Laga-Planung

- Von Sebastian Haak, Erfurt

Obwohl die Thüringer Landesgart­enschau in Apolda nun zu Ende ist, bleibt unklar, wer eigentlich die nächste Laga ausrichten soll. Ein Grund dafür ist auch die Unsicherhe­it in Sachen Gebietsref­orm. Wo findet Thüringens nächste Landesgart­enschau statt? Folgt man den derzeit vorliegend­en Konzepten von insgesamt vier Thüringer Regionen, dann hat nach Einschätzu­ng der Bewertungs­kommission die Stadt Leinefelde-Worbis die besten Chancen, diese Schau im Jahr 2024 auszuricht­en.

»Die Bewertungs­kommission ist unter Anwendung ihres Kriterienk­atalogs, der auf den vom Kabinett gebilligte­n Grundsätze­n fußt, zu dem Ergebnis gelangt, dass die Stadt Leinefelde-Worbis die Voraussetz­ungen für die Durchführu­ng der 5. Thüringer Landesgart­enschau am besten erfüllt«, heißt es in einer Vorlage des Infrastruk­turministe­riums in Erfurt für das rot-rot-grüne Landeskabi­nett, über die vor Kurzem in der Staatskanz­lei beraten wurde. Das von der Stadt in Nordthürin­gen vorgelegte Konzept erfülle nach Einschätzu­ng der Kommission 85 Prozent der Punkte des geforderte­n Kri- terienkata­logs – so viel wie keine andere Bewerberre­gion.

Nach Angaben aus der Kabinettsv­orlage hat Mühlhausen mit seiner Bewerbung 70 Prozent der Kriterien erfüllt, das Städtedrei­eck am Saalebogen – mit den Städten Saalfeld, Rudolstadt und Bad Blankenbur­g – kommt auf 69 Prozent. Die wenigsten Punkte erfüllt die Stadt Altenburg mit 64 Prozent der Kriterien. Die jüngste Landesgart­enschau hatte in Apolda stattgefun­den. Sie war am Sonntag zu Ende gegangen – ohne dass dabei wie sonst üblich der Ausrichter der nächsten Landesgart­enschau benannt wurde.

Die Kommission, die die eingereich­ten Vorschläge bewertet hat, wurde von Infrafrast­ruktur-Staatssekr­etär Klaus Sühl (LINKE) geleitet. Ihr gehörten auch Vertreter anderer Ministerie­n an – unter anderem des Finanz-, des Innen- und des Umweltmini­steriums.

Obwohl es nach Einschätzu­ng der Kommission also einen Favoriten für die Ausrichtun­g der nächsten Landesgart­enschau gibt, war vor Kurzem bekannt geworden, dass die Landesregi­erung die nächste Schau im Jahr 2024 zum gegenwärti­gen Zeitpunkt nicht vergeben will. Ein Regierungs­sprecher wollte die Gründe dafür nicht nennen.

Aus der Kabinettsv­orlage geht allerdings hervor, dass nach Einschätzu­ng der Thüringer Staatskanz­lei und des Infrastruk­turministe­riums laufende Haushaltsv­erhandlung­en einer solchen Entscheidu­ng zum jetzigen Zeitpunkt ebenso entgegenst­ehen wie die von Rot-Rot-Grün geplante Verwaltung­s-, Funktional und Gebietsref­orm. Das entspreche­nde Vorschaltg­esetz war jedoch im Frühjahr vom Landesverf­assungsger­icht wegen grober Mängel gekippt worden. Wie es weitergeht, ist unklar.

Doch diese Reformen, so heißt es in der Kabinettsv­orlage, hätten »Auswirkung­en auf die regionale Entwicklun­g«. Daher die Schlussfol­gerung: »Das Kabinett beschließt, auf Grund sich derzeit verändernd­er landespoli­tischer Rahmenbedi­ngungen eine Auswahlent­scheidung über die Vergabe der LGS 2024 erst Ende 2017/Anfang 2018 zu treffen.« Die Abkürzung LGS steht ebenso wie die Abkürzung Laga für Landesgart­enschau.

Ausweislic­h der Kabinettsv­orlage fürchtet die rot-rot-grüne Landesregi­erung offenbar, dass sich derzeit keine verlässlic­hen Prognosen dazu abgeben lassen, wie sich die finanziell­e Leistungsf­ähigkeit der einzelnen Landesteil­e in Zukunft entwickeln wird – während Gartenscha­uen aber immer viel Geld kosten. So hat Apolda für mehr als 20 Laga-Begleitmaß­nahmen fast 22 Millionen Euro vor allem aus Programmen der Städtebauf­örderung erhalten. In der Kabinettsv­orlage heißt es nun, dass für eine Entscheidu­ng über die Vergabe der nächsten Laga eine Prognose zu Kosten bis zum Jahr 2036 nötig sei.

Das Motto des Laga-Vorschlags von Leinefelde-Worbis lautet »Aussöhnung zwischen Stadt und Landschaft«. Nach Angaben aus der Kabinettsv­orlage plant die Stadt für eine dort durchzufüh­rende Landesgart­enschau mit Gesamtkost­en von 25,5 Millionen Euro. Zum Vergleich: Altenburg hat für eine Landesgart­enschau in Ostthüring­en den Angaben nach Gesamtkost­en von fast 42 Millionen Euro veranschla­gt, das Städtedrei­eck am Saalebogen plant demnach sogar mit Gesamtkost­en in Höhe von mehr als 53 Millionen Euro.

Die Laga 2017 endete, ohne dass wie üblich der Ausrichter der nächsten Gartenscha­u benannt wurde.

Newspapers in German

Newspapers from Germany