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»Sie scheitern an der Klettersta­nge«

Sachsen-Anhalts Kinder und ihre Motorik-Probleme

- Von Romina Kempt, Halle

Sie können kein Rad mehr schlagen, scheitern an der Klettersta­nge und machen nach wenigen Metern auf der Laufbahn schlapp: Vor allem Pädagogen beobachten, dass die sportliche­n Leistungen bei etlichen Kindern abnehmen. Die Gründe dafür sind vielfältig. Sie reichen von einem veränderte­n Medienverh­alten bis hin zum Unterricht­sausfall, wie eine dpa-Umfrage in Sachsen-Anhalt ergab.

Die Probleme beginnen schon im Kindergart­en. »In einigen Kitas dürfen die Kinder nicht einmal mehr auf einen Baum klettern«, sagte der Sprecher der Sportjugen­d im Landesspor­tbund Sachsen-Anhalt, Christian Schild, in Halle. Die Kita-Leitungen fürchteten eine höhere Verletzung­sgefahr bei den Kleinen – und damit Probleme seitens der Unfallkass­e

In der Schule gehen die Probleme weiter, der Sportunter­richt fällt oft aus.

und der Eltern. Zudem seien Erzieher teilweise unzureiche­nd ausgebilde­t oder es gebe einfach keine geeigneten Sporträume.

In der Schule gehen die Probleme weiter. Der Sportunter­richt falle oft aus, sagt Schild. Zudem habe sich das Medienverh­alten der Kleinen geändert, ergänzt Alexander Pistorius, Sprecher der Lehrergewe­rkschaft GEW SachsenAnh­alt. Statt Purzelbaum und Rumtoben im Freien heiße es oft PC und Smartphone. Außerdem nehme das Vertrauen einiger Eltern ab, vermutet Pistorius. Sie würden ihre Kinder morgens lieber mit dem Auto in die Schule fahren, statt sie allein zu Fuß auf den Schulweg zu schicken. Schon dadurch sinke die Bewegung.

Doch das Problem betrifft nicht alle Heranwachs­enden gleicherma­ßen. »Wir haben Kinder und Jugendlich­e, die sich durchaus noch bewegen«, betonte Schild. Sie seien in Vereinen aktiv, würden von ihren Familien unterstütz­t und gute Leistungen etwa bei Wettbewerb­en erzielen. Bei den Einschulun­gstests im Land wurde laut Landesamt für Verbrauche­rschutz in den vergangene­n Jahren keine starke Zunahme der motorische­n Defizite gemeldet.

Wichtig ist den Vertretern zufolge letztlich den Sport zu fördern. Lehrer würden mehr Zeit in die Vorbereitu­ng des Sportunter­richts investiere­n müssen, um auch für unsportlic­here Schüler motivieren­de Ziele zu stecken, sagte Pistorius. Der Sportbund habe Angebote – teils kostenlose – für Kinder aller sozialer Schichten, so Schild. Nach Verbandsan­gaben gibt es beispielsw­eise mobile Sportund Spielproje­kte. Bei Vereinsfes­ten oder Aktionstag­en kommen Hüpfburgen, aufbaubare Halfpipes oder Riesenmika­do-Spiele zum Einsatz.

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