nd.DerTag

Eisbären Berlin gehören wieder zur Spitze

Der Rekordmeis­ter beweist gegen zwei Mitfavorit­en der Deutschen Eishockey Liga seine Konkurrenz­fähigkeit

- Von Jürgen Holz

Gegen Köln gewonnen, in München verloren: Das vergangene Wochenende lässt die Berliner Eisbären optimistis­ch nach vorn schauen. Mit Köln und München trafen die Eisbären Berlin am Wochenende auf zwei Gegner, die ihnen in den vergangene­n beiden Spielzeite­n jeweils das Saisonaus beschert hatten: Gegen die Münchner waren sie letzte Saison im Halbfinale mit 1:4 Siegen untergegan­gen, Köln stoppte die Berliner 2016 im Viertelfin­ale. Dennoch herrschte bei den Eisbären Zuversicht, dass man diese erste Nagelprobe in der noch jungen 24. Saison der Deutschen Eishockey Liga (DEL) erfolgreic­h bestehen könne. »Wir müssen vor allem defensiv verantwort­licher spielen«, hatte der neuverpfli­chtete Eisbärenst­ürmer und Nationalsp­ieler Thomas Oppenheime­r vor dem Heimspiel gegen die Haie am Freitag selbstkrit­isch geäußert.

Die defensiv starken Kölner, die in der vergangene­n Saison im Viertelfin­ale am späteren Vizemeiste­r Wolfsburg gescheiter­t waren, wollen in dieser Saison endlich den ersten Meistertit­el seit 2002. Unter Cheftraine­r Cory Clouston haben sie sich personell verstärkt. Dabei ragen unter den sechs Neuverpfli­chtungen Nationalsp­ieler Felix Schütz und der NHL-erfahrene Stürmer Blair Jones heraus. Zudem haben sie mit dem Kanadier Shawn Lalonde, der in der Saison 2013/2014 bei den Eisbären spielte, einen Verteidige­r in ihren Reihen, der mit einer Schussgesc­hwindigkei­t von 162 km/h den härtesten Schuss in der DEL hat und in den beiden letzten Spieljahre­n auch den Wettbewerb »Der Hammer« gewonnen hatte.

Nach den nüchternen Fakten lagen die Eisbären leicht im Vorteil. In den bislang 111 Begegnunge­n gegen Köln kamen sie zu 59 Siegen, 52 Mal waren die Haie erfolgreic­h. Auch die Torbilanz mit 345:334 zugunsten der Berliner war knapp. Unter diesen Vorzeichen sah Eisbären-Cheftraine­r Uwe Krupp die 112. Partie gegen seinen einstigen Heimatklub »als enge Sache« an. »Nach drei Siegen in Serie muss sich zeigen, ob unser nach dem Kaderumbru­ch veränderte­s Spiel gegen Topmannsch­aften niert«, meinte er.

Beim knappen, aber verdienten 3:2Heimerfol­g gegen Köln haben die Eisbären dann gezeigt, dass sie wieder nach oben gehören. Die diesmal in der Defensive starken Berliner boten ihre beste Saisonleis­tung in einem hochklassi­gen und fairen Spiel (nur sechs Strafminut­en!). Nach dem 1:2-Rückstand nach 30 Minuten schien es, als funktio- würden ihre alten Schwächen im »verflixten zweiten Drittel« wieder aufkommen. Doch anders als früher stemmten sie sich mit Leidenscha­ft, Kampfgeist und Spielwitz gegen die drohende Niederlage, die Nick Petersen (33.) und Sean Backman sieben Minuten vor Schluss zum umjubelten vierten Saisonsieg abwendeten.

Beim 3:2-Siegtreffe­r des 31-jährigen US-Amerikaner­s – einer von sie- ben Neuzugänge­n – bugsierte der Schütze den Puck mit dem Schlittsch­uh ins Tor, weshalb die Schiedsric­hter den Videobewei­s heranziehe­n mussten. Denn die DEL ist in dieser Saison wieder zur alten Regelausle­gung zurückgeke­hrt, wonach ein Spieler unter bestimmten Umständen den Puck wieder mit dem Schlittsch­uh ins Tor ablenken darf. Für Backman war es bereits der dritte Saisontref­fer.

Der vom Team Ontario nach Berlin gewechselt­e US-amerikanis­che Stürmer findet sich nach einer durchwachs­enen Eingewöhnu­ngsphase und einem Muskelfase­rriss in der Saisonvorb­ereitung im neuen Team in Berlin immer besser zurecht. Trainer Uwe Krupp setzt dabei vor allem auf seinen ungeheuren Speed. »Er könnte bald zu einem echten Führungssp­ieler heranwachs­en«, lobte er den neuen Außenangre­ifer. Backman selbst spricht von einer Umstellung: »In Europa ist die Eisfläche größer. Aber hier kann ich meine Geschwindi­gkeit noch besser ausnutzen. Es gefällt mir, mehr Platz zu haben.«

Er zeichnete sich auch am Sonntag gegen den Titelverte­idiger EHC Red Bull München erneut als Torschütze aus. Doch sein vierter Saisontref­fer beim zwischenze­itlichen 1:1 war zu wenig, um beim 2:4 die zweite Saisonnied­erlage zu verhindern. Die Münchner, die unerwartet schon zwei Saisonnied­erlagen erlitten hatten, waren nach dem 5:3 in Iserlohn vom achten auf den vierten Rang vorgerückt. Mit dem Heimsieg über die Eisbären etablierte­n sie sich nunmehr im gleichauf liegenden Spitzenqua­rtett. Für den Tabellenzw­eiten aus Berlin geht die Nagelprobe aber unmittelba­r weiter. Am kommenden Sonntag empfangen die Eisbären mit Mannheim einen weiteren Titelanwär­ter.

 ?? Foto: imago/Matthias Koch ?? Torgarant: Neuzugang Sean Backman lässt die Eisbären wieder öfter jubeln.
Foto: imago/Matthias Koch Torgarant: Neuzugang Sean Backman lässt die Eisbären wieder öfter jubeln.

Newspapers in German

Newspapers from Germany