Die »A-Karte« gewählt
Zu »Wehmütiger Blick zurück«, 28.9., S. 6
»Ab morgen werden wir sie jagen«, brüllten die Einen und »Ab morgen kriegen sie in die Fresse« legten die Anderen im besten Vulgär-Deutsch kurz nach der Bundestagswahl in der Öffentlichkeit nach. Na toll, wenn das die neue Oppositionssprachkultur ist?! Ein SPD-Wehner oder CSU-Strauss hätten vielleicht ihre Freude. Mir jedenfalls sträuben sich schon jetzt die Haare, wenn ich an den neuen Bundestag denke. Derb-kernige Reden darf man von der Opposition erwarten.
Wirklich Sinnvolles allerdings wird nicht herauskommen. Denn Fakt ist: Die Entscheidungsgewalt geht noch immer von der Regierung aus und nicht von polternden und »klug« daher redenden Oppositionsbänklern! Ich jedenfalls erwarte nichts wirklich Gutes vom konservativen neoliberalen »Jamaika-Konstrukt«! Auf VulgärDeutsch könnte man sagen: Unterm Strich haben wir wohl alle irgendwie die »A-Karte« gewählt. Michael Röber, Berlin Frau Nahles ist noch im Wahlkampfmodus: »Wir werden sehen, ob die Linkspartei sich bewegt.« Hallo, Frau Nahles! Die Wahlen sind vorbei, die SPD hat mehr als fünf Prozent verloren und die AfD ist zweistellig in den Bundestag eingezogen! Wenn Frau Nahles wieder in die Niederungen der einfachen Leute eingedrungen ist, könnte man zwischen LINKE und SPD eine spannende Zusammenarbeit kreieren; alleine schon mit dem Ziel, die AfD in den Orkus der Geschichte zu schicken.
Stattdessen fühlt sie sich berufen, der LINKEN zu erklären, was sie zu tun und zu lassen hat. Falls sie wirklich nur vier Jahre in der Opposition bleiben möchte, sollte eine tatsächliche Linkswende in der SPD stattfinden. Ansonsten wäre es bei der SPD so wie immer: links blinken, geradeaus weiterfahren. Uwe Höntzsch, Berlin