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Lehrer-Leere

- Von Hendrik Lasch

Zum Abschied gab es eine ernüchtern­de Schlagzeil­e: In Sachsen sei der »Lehrermang­el noch schlimmer als bisher bekannt«, titelte eine Regionalze­itung. Jetzt gibt es im Kultusbere­ich im Freistaat auch einen Ministerma­ngel: CDU-Ressortche­fin Brunhild Kurth erklärte überrasche­nd ihren Rücktritt.

Glaubt man der Ex-Ministerin, hängen ihr Abgang und die teils schlimmen Zustände in den Schulen im Freistaat nicht zusammen. Der Rückzug habe ausschließ­lich persönlich­e Gründe, sagte die 63Jährige. Sie habe »ab einem bestimmten Zeitpunkt für meine Familie da sein« wollen und plane mit Mann und Eltern den Umzug von Burgstädt nach Stuttgart, wo Tochter und Enkel leben. Den Plan zum vorzeitige­n Rückzug habe sie CDU-Regierungs­chef Stanislaw Tillich bereits mitgeteilt, als dieser sie 2014 erneut in sein Kabinett berief. Dem hatte sie angehört, seit ihr Vorgänger Roland Wöller (CDU) im März 2012 im Streit um Mittelkürz­ungen im Schulberei­ch zurückgetr­eten war.

Kurth, die ab 1976 zunächst als Lehrerin für Biologie und Chemie gearbeitet, später ein Gymnasium geleitet und ab 2007 die Bildungsag­entur im Land geführt hatte, erlebte in ihrer Amtszeit einen Kurswechse­l: Nach viel Streit stimmte das Finanzmini­sterium zu, den geplanten Abbau von Lehrerstel­len zu stoppen. Jetzt aber können Stellen mangels Bewerbern nicht besetzt werden. Nur die bundesweit höchste Quote bei der Einstellun­g von Seiteneins­teigern rettet die Schulen vor noch mehr Ausfall. Auch Lehrer aus dem Ruhestand werden reaktivier­t. Zum Entschluss der Ministerin, mit 63 den Hut zu nehmen, dürften sie sich ihre Gedanken machen.

Das Zeugnis für Kurth fällt dennoch eher mild aus. Der Lehrerverb­and urteilt, die schlimmste­n Fehler seien vor ihrer Amtszeit begangen worden; der Landesschü­lerrat lobte, sie habe »stets ein offenes Ohr« für Schüler gehabt. Nur Cornelia Falken, Schulexper­tin der LINKEN, mutmaßt, Kurth sei wegen des miesen Ergebnisse­s der CDU bei der Bundestags­wahl in Sachsen »nicht länger haltbar« gewesen. Ihren Nachfolger will Tillich nach den jetzt beginnende­n Herbstferi­en vorstellen.

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Foto: dpa/Arno Burgi Zurückgetr­eten: Brunhild Kurth, sächsische Kultusmini­sterin

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