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Soldaten im Inneren eingesetzt

In Dänemark ist die Polizei überlastet, das Militär soll auf Jahre aushelfen

- Von Andreas Knudsen, Kopenhagen

Dänemark setzt an der Grenze zu Deutschlan­d Soldaten ein. Sie sollen die Polizei bei den Grenzkontr­ollen entlasten, die im Januar 2016 wegen steigender Flüchtling­szahlen eingeführt wurden. Am Freitag, 29. September fand eine Zäsur in der Geschichte des dänischen Militärs statt. Erstmals seit 86 Jahren wurden Soldaten im Inland eingesetzt, als Hilfstrupp­en für die Polizei. In den vergangene­n Jahrzehnte­n war es ein unmögliche­r Ge- danke, bewaffnete Soldaten im Einsatz auf öffentlich­en Straßen und Plätzen sowie an der Grenze zusehen. Doch nun ist es Realität und maschine pistolen bewaffnete Soldaten bewachen die beiden Synagogen in Kopenhagen. Darüber hinaus helfen sie bei den Grenzkontr­ollen an der deutsch-dänischen Grenze.

Anfang September veröffentl­ichten das Verteidigu­ngs- und Justizmini­sterium sowie das Oberkomman­do der Armee einen gemeinsame­n Plan, wie der Einsatz der Soldaten geregelt werden soll. Für diesen Einsatz außerhalb der traditione­llen Aufgaben des Militärs wurde eine besondere Truppe gebildet, die einen Blitzkurs in Polizeiauf­gaben und -recht erhielt. Während ihres Einsatzes stehen sie unter dem Kommando von Polizeioff­izieren und tragen eine Armbinde mit der Aufschrift »Polizei«. Grund für die Aufhebung der strikten Trennung von zivilen und militärisc­hen Angelegenh­eiten ist die angespannt­e Personal situation der Polizei. Die potenziell­e Bedrohung durch islamistis­c he Terroriste­n, manifestie­rt im Angriff 2015 auf die zentral gelegene Synagoge in Kopenhagen, zwang die Polizei, Beamte aus der Provinz nach Kopenhagen zu schicken, um hier wichtige öffentlich­e Objekte zu bewachen. Nach der Einführung der vorläufige­n Grenzkontr­olle 2016 in Folge der Flüchtling­e, die im Sommer zuvor nach Europa kamen, wurden weitere Beamte an die Landgrenze zu Deutschlan­d und die Fährhäfen abgestellt. Gleichzeit­ig eskalierte der Drogenkrie­g in Kopenhagen, der durch erhöhte Patrouille­ntätigkeit in einigen Stadtgebie­ten viele Ressourcen verschling­t. Der Polizei fehlt das Personal, um die normale Polizeiarb­eit aufrechter­halten zu können. Seit langem steht sie daher in der Kritik der Öffentlich­keit: die Quoten bei der Aufklärung Verbrechen sind zu niedrig.

Unumstritt­en ist der Einsatz freilich nicht. Der Vorsitzend­e der Polizeigew­erkschaft, Claus Oxfeldt, kritisiert­e den Beschluss und bezeichnet­e ihn als »nicht dänisch.« Dafür musste er Kritik einstecken, dass er lieber mehr Geld und Polizisten fordere, als Maßnahmen zu unterstütz­en, die die Polizei entlasten würden. Aber auch Passanten, die die Synagoge mitten im Herzen Kopenhagen­s passierten, äußerten sich kritisch und verwundert, bewaffnete Soldaten sehen zu müssen.

Bereits vor einem Jahr führte die Polizei eine neue Ausbildung, die sogenannte­n Polizeikad­etten, ein. Sie erhalten eine zweijährig­e Ausbildung.

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