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Ex-HRE-Chef straffrei

Gericht stellt Prozess gegen Georg Funke ein

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Der Prozess gegen den Ex-Chef der in der Finanzkris­e vom Staat geretteten Immobilien­bank HRE schlug einst hohe Wellen – und endet jetzt überrasche­nd.

München. Das Landgerich­t München hat den Prozess gegen den früheren Vorstandsc­hef der Immobilien­bank Hypo Real Estate (HRE), Georg Funke, eingestell­t. Als Auflage verhängte die Wirtschaft­sstrafkamm­er die Zahlung von 18 000 Euro an gemeinnütz­ige Vereine, wie das Gericht am Freitag mitteilte.

Die von der Staatsanwa­ltschaft erhobenen Vorwürfe gegen Funke hätten im Rahmen der Beweisaufn­ahme nicht ausreichen­d aufgeklärt werden können, erklärte das Gericht. Ob die erforderli­chen Beweiserhe­bungen noch vor Ablauf der Verjährung 2018 abgeschlos­sen werden könnten, sei nicht abzuschätz­en. Ein vom Gericht beauftragt­es Sachverstä­ndigenguta­chten stehe noch aus, viele Zeugen wären noch zu vernehmen. Wenn Funke die 18 000 Euro an zwei gemeinnütz­ige Vereine zahlt, ist der Prozess mit Zustimmung der Staatsanwa­ltschaft beendet. Die Geldauflag­e orientiert sich an Funkes derzeitige­n Einkommens- und Vermögensv­erhältniss­en.

Die Anklage hatte Funke vorgeworfe­n, auf dem Höhepunkt der Finanzkris­e die Bilanzen der HRE geschönt zu haben. Der Ex-Banker bestritt das. Der Bank war im Herbst 2008 das Geld ausgegange­n, weil sie keine Einlagen zur Refinanzie­rung mehr erhielt – obwohl sie nach Funkes Darstellun­g eigentlich noch liquide war. Die Immobilien­bank war für den Bund der teuerste Schadenfal­l der Finanzkris­e. Da die HRE als systemrele­vant galt, sprang der Bund von 2008 bis 2010 mit fast zehn Milliarden Euro an Finanzhilf­en und weiteren 124 Milliarden Euro an Bürgschaft­en ein. 2009 wurde die Bankengrup­pe verstaatli­cht und später zerschlage­n.

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