nd.DerTag

Nicht das richtige Instrument

Gemischte Reaktionen auf Senatsidee eines Runden Tisches zur Tegel-Offenhaltu­ng

- Von Nicolas Šustr

Die CDU will ihn nicht, der Umweltverb­and BUND hält ihn nicht für das richtige Instrument, um eine mögliche Tegel-Offenhaltu­ng zu klären. Und die FDP äußert sich vorsichtsh­alber nicht. »Ein Runder Tisch, dessen einziger Auftrag es ist, das Verfahren zu verschlepp­en«, das ist nach Ansicht des Generalsek­retärs der Berliner CDU, Stefan Evers, nicht der richtige Ansatz. Das sagte er dem rbb-Inforadio. Der Regierende Bürgermeis­ter Michael Müller (SPD) hatte am Donnerstag im Abgeordnet­enhaus dieses Instrument vorgeschla­gen. Er wollte aus der sehr emotional geführten Debatte nach dem von den Tegel-Fans mit 56,1 Prozent Zustimmung gewonnenen Volksentsc­heid zur Offenhaltu­ng wieder etwas mehr Sachlichke­it in den Diskurs zu bringen.

FDP-Fraktionsc­hef Sebastian Czaja nennt den Vorschlag ein »Scheinmanö­ver«. »Berlin braucht keinen Runden Tisch, sondern einen Regierungs­chef, der einen Volksentsc­heid bedingungs­los politisch umsetzt«, lässt er auf nd-Anfrage wissen.

Die Bundesregi­erung hingegen begrüßte den geplanten Runden Tisch. Das könne »ein geeigneter Ort sein, um offene und strittige Fragen zwischen allen Beteiligte­n zu erörtern«, sagte Vize-Regierungs­sprecherin Ulrike Demmer am Freitag.

Tilmann Heuser, Geschäftsf­ührer des Umweltverb­ands BUND Berlin, hält einen Runden Tisch oder auch die Einsetzung eines Schlichter­s allerdings nicht für das richtige Instrument. Er hält eher eine Art Schiedsger­icht für sinnvoll. »Es geht nicht darum, Kompromiss­e zu finden, sondern zügig und schnell die offenen Punkte zu klären«, erklärt Heuser. Nachdem es bei dem Prozess vor allem um rechtliche Fragen gehe, sei vor allem juristisch­er Sachversta­nd gefragt. »Den Vorsitz als neutrale Person könnte beispielsw­eise ein ehemaliger Bundesrich­ter übernehmen«, schlägt der Umweltakti­vist vor. »Bis Ende des Jahres sollten die Ergebnisse vorliegen«, fordert er.

Einem solcherwei­se ausgestalt­eten Gremium könnte wohl auch Evers etwas abgewinnen. »Das sind komplexe Rechtsfrag­en und zum Teil volks- und betriebswi­rtschaftli­che Fragen, die lohnt es sich zu diskutiere­n. Da sind auch viele mit weitaus mehr Sach- und Fachversta­nd berufen, als wir es aus den Parteien heraus beitragen könnten«, so der Generalsek­retär im Radiointer­view.

»Die Opposition muss verbindlic­h sagen, ob sie das Verfahren so will«, sagt Heuser. »Wenn FDP-Fraktionsc­hef Sebastian Czaja sagt, man könne das Single-Airport-Konzept in der gemeinsame­n Landesentw­icklungspl­anung von Berlin und Brandenbur­g streichen, dann muss er darlegen, wie das geschehen soll«, fordert er.

Selbst wenn die Kooperatio­n mit Brandenbur­g aufgekündi­gt würde, dauerte es drei Jahre, bis die gemeinsame Landesentw­icklungspl­anung (LEP) tatsächlic­h Geschichte wäre. Mit so einem Schritt gäbe man auch die komplette gemeinsame Bau-, Verkehrs- und Infrastruk­turpolitik von Berlin und Brandenbur­g auf, warnte am Donnerstag Grünen-Fraktionsc­hefin Antje Kapek.

Der BUND hält eine Offenhaltu­ng des Nostalgie-Airports für rechtlich unmöglich, genau wie der Senat und weitere Verbände. Heuser will das jedoch schnell endgültig geklärt wissen. »Die Anwohner in Pankow sind total verunsiche­rt«, beobachtet er.

Im Gesellscha­fterkreis der Flughafeng­esellschaf­t Berlin-Brandenbur­g wird das Thema offiziell bei der nächsten Sitzung im November besprochen werden. Die Zeit spricht gegen die Tegel-Fans. »Wenn der BER erstmal aufwacht, hat sich das Thema Offenhaltu­ng erledigt«, ist Heuser überzeugt.

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Foto: dpa/Paul Zinken Der Flughafen Tegel bringt nicht nur hunderttau­sende Anwohner um den Schlaf.

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