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Besetzer besetzen jetzt Volksbühne­n-Wiese

Nach der Räumung fordert Kollektiv neue Gespräche ein

- Von Johanna Treblin

Nachdem Intendant Chris Dercon wieder Hausherr der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz ist, sichert Wachschutz das Theater. Die »transmedia­le Theaterins­zenierung« der Besetzer der Volksbühne geht weiter. Nachdem die Polizei sie am Donnerstag aus dem Theater am Rosa-Luxemburg-Platz geräumt hatte, halten sie sich nun auf der Wiese vor dem Theater auf. Auf ihrem Plenum am Donnerstag­abend forderten sie den neuen Intendante­n der Bühne, Chris Dercon, und Kultursena­tor Klaus Lederer (LINKE) zu einem Gespräch am Freitagabe­nd um 18 Uhr im Grünen Salon des Theaters auf.

Ein Sprecher der Volksbühne erklärte allerdings, von dem Termin nichts zu wissen. Dercon könne um die Uhrzeit auch nicht am Rosa-Luxemburg-Platz sein, weil er zur Generalpro­be eines neuen Stücks in Tempelhof sei. Die Volksbühne wird derweil von einem Wachdienst bewacht.

Auch mit Lederer dürften die Besetzer nicht rechnen. Ein Sprecher des Senators sagte, Lederer werde am Freitagabe­nd nicht am Plenum teilnehmen. »Trotz Bedenken der Mitarbeite­r der Volksbühne, die kein Interesse an einer kollektive­n Intendanz hatten, haben wir ein Angebot gemacht.« Am Dienstag hatten der Intendant und die Kulturverw­altung den Besetzern, die sich seit vergangene­m Freitag in der Volksbühne aufgehalte­n hatten, das Angebot gemacht, statt dem großen Saal den Grünen Salon im Seitenflüg­el sowie den Pavillon auf dem Vorplatz des Theaters nutzen zu können. »Das Angebot bestand über 36 Stunden lang. Mittwochna­cht war der Stand, dass es nicht angenommen worden war.«

Die Besetzer hatten über die Nacht untereinan­der weiter über das Angebot gesprochen und wollten am Donnerstag um 12 Uhr eine Pressekonf­erenz mit dem Ergebnis abhalten. Doch schon am Vormittag war die Polizei im Haus und bat die letzten rund 30 Besetzer, das Theater friedlich zu verlassen. Die meisten kamen der Aufforderu­ng nach, fünf Personen ließen sich hinaustrag­en.

Das Online-Magazin e-flux veröffentl­ichte einen Offenen Brief mit einer Entschuldi­gung an Chris Dercon, dass er den Ärger über die Zukunft der Volksbühne ausbaden müsse. Die Verfasser kritisiere­n dennoch die Räumung. Dercon selbst habe schließlic­h vor wenigen Jahren als Jurymitgli­ed beim Preis der European Cultural Foundation das »Teatro Valle Occupato« für eine Besetzung ausgezeich­net, die die Demokratis­ierung der Kulturstät­ten zum Ziel hatte.

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