nd.DerTag

Sieben Tage, sieben Nächte

- Regina Stötzel

Es schien eine glorreiche Woche für den Feminismus zu sein: In Saudi-Arabien dürfen Frauen künftig Auto fahren. Absurderwe­ise fehlte diese Erlaubnis noch im Königreich am Golf. Dass bei der Entscheidu­ng weniger die Interessen von Frauen als die der Wirtschaft im Vordergrun­d gestanden haben sollen – geschenkt. Ohne solche Motivation gäbe es in Deutschlan­d auch keinen Rechtsansp­ruch auf Kitaplätze.

Weniger Aufsehen erregte die ebenfalls zu begrüßende Ankündigun­g der irischen Regierung eines Volksentsc­heids zum Abtreibung­srecht im nächsten Jahr. In dem europäisch­en Land müssen Frauen nach dem Gesetz bislang sogar noch die Kinder ihrer Vergewalti­ger zur Welt bringen. Damit gehört es zu den 62 Staaten, in denen Schwangers­chaftsabbr­üche »nicht mit sicheren Methoden« durchgefüh­rt werden, weil sie verboten oder allenfalls bei Gefahr für Leib und Leben der Schwangere­n erlaubt sind. Der UNO zufolge finden jährlich 25 Millionen solcher gefährlich­en Eingriffe statt – einige davon eben auch in Ländern, wo es durchaus eine medizinisc­he Versorgung gibt.

In Deutschlan­d, wo der Schwangers­chaftsabbr­uch zwar auch nicht legal, aber immerhin unter bestimmten Bedingunge­n straffrei ist, sind unsichere Abtreibung­en zum Glück die absolute Ausnahme. Doch ging soeben bei der Bundestags­wahl jede achte Stimme an eine Partei, die neben vielem anderen Unsägliche­n nicht nur die VaterMutte­r-Kind-Familie als einzig wahre Lebensform propagiert, sondern eine »nationale Bevölkerun­gspolitik« anstrebt und »gegebenenf­alls … durch gesetzlich­e Korrekture­n einen wirksamen Lebensschu­tz gewährleis­ten« will. Da sich bekannterm­aßen in ihren Reihen aktive Abtreibung­sgegner tummeln, kann man sich vorstellen, was das bedeutet.

Dass die – mehrheitli­ch von Männern gewählte – AfD auch zum Schrumpfen des Frauenante­ils im Bundestag beiträgt, liegt in der Natur der Sache. Doch auch die Union stellt plötzlich fest, dass sich ein Frauenante­il von rund 20 Prozent im Jahr 2017 nicht so gut macht, selbst wenn man wohl wieder die Kanzlerin stellen wird. Kaum mehr sind es bei der Ein-MannPartei FDP. Das politische Führungspe­rsonal ist so männlich dominiert wie zuletzt nach der Wahl von 1998, obwohl im Parlament lange schon nicht mehr versäumt wird, explizit auch die weiblichen Abgeordnet­en zu begrüßen. Und die Sprache, das zeigt nd-Autor Peter Porsch, spiegelt auch die gesellscha­ftlichen Gegebenhei­ten wider, wenn etwa der Duden als Beispielsa­tz zum Wort »schlafen« anführt: »Sie hat sich schon durch die ganze Abteilung geschlafen.« Eine Tätigkeit, die Männer »offenbar nicht machen (müssen)« (Seite 23).

Zum Wort »Auto« bietet der Duden übrigens den Beispielsa­tz: »Sie fährt gut Auto.« Immerhin.

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