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Kooperatio­n statt Wettlauf

Bei der Errichtung der Mondstatio­n »Deep Space Gateway« wollen USA und Russland zusammenar­beiten

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Russland und die USA planen gemeinsam den Bau einer Mondstatio­n. Ziel sei es, »eine Raumstatio­n im Mondorbit zu bauen«, um damit die Tiefen des Weltalls besser erforschen zu können, teilte die russische Raumfahrta­gentur Roskosmos mit. Dafür wollten die beiden Länder zunächst »internatio­nale technische Standards« entwickeln. Getauft wurde das Projekt auf den Namen »Deep Space Gateway«.

Das Kooperatio­nsabkommen zu dem Langzeitpr­ojekt unter Federführu­ng der NASA, das zur Erforschun­g des fernen Weltraums und zur Vorbereitu­ng von bemannten Mars-Missionen beitragen soll, wurde demnach bei einer Konferenz in Adelaide unterzeich­net.

Die NASA hatte zuvor bereits mitgeteilt, an dem Programm »Deep Space Gateway« zu arbeiten. Die Internatio­nale Raumstatio­n ISS würde als Sprungbret­t dienen. Ein bemannter sogenannte­r Spaceport soll das »Tor zum fernen Weltraum und zur Mondoberfl­äche« abgeben. Roskosmos gab nun am Mittwoch bekannt, sich künftig an dem Projekt zu beteiligen.

»Roskosmos und die NASA haben sich bereits auf Standards für eine Andockeinh­eit der künftigen Station geeinigt«, erklärte die russische Agentur und verwies dabei auf die besondere russische Expertise in diesem Bereich. Darüber hinaus geht es nach den Worten von Roskosmos-Chef Igor Komarow um die Schaffung einheitlic­her technische­r Normen, denn nicht weniger als fünf Länder bauen ihre eigenen Raketen und Systeme.

»Um künftige Probleme bei der technische­n Zusammenar­beit zu vermeiden, sollten Standards teilweise vereinheit­licht werden«, sagte Komarow. Nur so könne gewährleis­tet werden, dass Raumfähren verschiede­ner Länder an einer internatio­nalen Mondstatio­n andocken könnten.

Zudem sei über die Nutzung der russischen Raketen vom Typ »Pro- »Deep Space Gateway« (l.) und ein Orion-Raumschiff

ton-M« und »Angara« beim Aufbau der Station gesprochen worden. Die Hauptarbei­ten sollen demnach in den Mittzwanzi­gern dieses Jahrhunder­ts beginnen.

Der Traum von der Besiedelun­g des Mondes ist seit der ersten Landung auf dem Erdtrabant­en 1969 konkreter geworden. Derartige Visionen wurden in der vergangene­n Woche erneut beim European Planetary Congress in der lettischen Hauptstadt Riga vorgestell­t.

Von bis zu hundert Mondbewohn­ern bis 2040 war dort die Rede, die Wasser aus Mondeis gewinnen, mit 3D-Druckverfa­hren Behausunge­n und Werkzeuge herstellen, Pflanzen für die Ernährung ziehen sollen.

Bernard Foing, Chef-Wissenscha­ftler der Europäisch­en Weltraumor­ganisation (ESA), erläuterte in Riga, wie die Menschheit einen ständigen Sitz auf dem Mond einrichten könne, um dann vor dort aus weiter zu fliegen. Bis 2030 könnte es eine erste Mondbesied­elung geben, sagte Foing. Sechs bis zehn Pioniere, darunter Wissenscha­ftler, Techniker und Ingenieure – eine Gemeinscha­ft, die bis 2040 auf hundert Menschen anwachsen könne. »2050 könnten es tausend sein und dann ist es vorstellba­r, Familienmi­tglieder zu haben«, die sich zu den Mondsiedle­rn dazu gesellten. In mehrere Jahrzehnte­n seien sogar Geburten auf dem Mond denkbar.

ESA-Chef Jan Wörner stellte in Aussicht, dass die ISS durch eine ständige Mondstatio­n ersetzt werden könnte. Ohnehin soll die ISS im Jahr 2024 den Betrieb einstellen. Jenseits von Finanzieru­ngsproblem­en, deren Lösung nach Ansicht von Experten eine stärkere Zusammenar­beit zwischen Raumfahrtb­ehörden und kapitalsta­rken privaten Unternehme­n erfordern, seien gemeinsame internatio­nale Bemühungen um eine Kolonisier­ung des Mondes auch dazu geeignet, »irdische Grenzen und Krisen zu überbrücke­n«, meint Wörner.

Foing hofft, dass man bis 2040 eine Mondsiedlu­ng besuchen könne. Der Preis für ein Ticket läge zwar derzeit bei rund 100 Millionen Euro, »aber in 20 Jahren könnte der Ticketprei­s hundert Mal niedriger sein«. Schon heute arbeitet die Firma SpaceX des US-Unternehme­rs Elon Musk daran, in den kommenden Jahren zwei zahlende Insassen in einer Kapsel auf eine Reise um den Mond zu schicken.

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Foto: dpa/NASA

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