nd.DerTag

Sprechblas­en vom Frieden

Aert van Riel über die Rede des Bundespräs­identen zum Einheitsta­g

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Manch einer könnte in den vergangene­n Tagen vergessen haben, wer eigentlich das Amt des Bundespräs­identen bekleidet. Frank-Walter Steinmeier ist zuletzt unauffälli­g geblieben. Ideen und Initiative­n ließ er vermissen. Auch bei seiner Rede zum Tag der Deutschen Einheit wirkte das Staatsober­haupt nicht sonderlich inspiriert. Wie nicht anders zu erwarten war, rief Steinmeier die Bürger in diesem Land zum Zusammenha­lt und zum gegenseiti­gen Verständni­s auf. Vor allem der Aufstieg der AfD und die Fluchtbewe­gungen Richtung Deutschlan­d machen dem Bundespräs­identen Sorgen.

Mit den Ursachen für diese Probleme wollte er sich allerdings nicht beschäftig­en. Die an diversen Kriegen beteiligte Bundesrepu­blik bezeichnet­e Steinmeier sogar als »frei und friedlich«. Dabei hat die Dominanz Deutschlan­ds und weiterer Nationen des Nordens dazu beigetrage­n, dass der Süden zerstört wird. Steinmeier will, dass die Verlierer dieser Entwicklun­g in ihrer Heimat bleiben. Ihr Elend bezeichnet­e er euphemisti­sch als »wirtschaft­liche Not«. Damit lenkt der Bundespräs­ident die öffentlich­e Debatte in eine für ihn genehme Richtung. Wenn nur darüber gesprochen wird, wie eine große Zahl Geflüchtet­er von Deutschlan­d ferngehalt­en werden kann, kommt gewiss nicht die Frage auf, welche Mitverantw­ortung Steinmeier als früherer Außenminis­ter für globale Ungerechti­gkeiten und Fluchtursa­chen trägt.

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