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Alles neu bei Alba Berlin

Euphorie trotz erster Saisonnied­erlage

- Von Florian Lütticke

Die Fans von Alba Berlin träumen wieder von großen Zeiten. In einer Choreograp­hie zum Heimauftak­t in die Saison der Basketball­Bundesliga erinnerten die Anhänger des Hauptstadt­klubs an die acht Meistertit­el – und forderten: »Es wird wieder Zeit!« Nach dem zweimalige­n frühen Ausscheide­n im Viertelfin­ale herrscht Aufbruchst­immung um den neuen Trainer Aito Garcia Reneses. Dass es aber noch ein langer Weg zurück in die nationale Spitze um die Branchenfü­hrer aus Bamberg und München ist, zeigte sich am Montagaben­d beim unnötigen 64:66 gegen Bremerhave­n.

»Wir müssen noch viele Dinge lernen«, analysiert­e der 70-jährige Spanier Aito mit ruhiger, weicher Stimme. »Nicht nur technische Sachen, sondern vor allem mental. Weil wir das letzte Spiel gewonnen haben, haben wir mit zu wenig Konzentrat­ion und Intensität begonnen.« Zum Auftakt hatte Alba überrasche­nd in Ulm gewonnen.

Um in Reichweite der ersten Meistersch­aft seit 2008 zu kommen, hatten die Berliner im Sommer die halbe Mannschaft ausgetausc­ht und mit erhöhtem Etat sieben Neuzugänge verpflicht­et. Königstran­sfer für das Saisonziel Halbfinale ist jedoch der Trainer als einer der renommiert­esten des europäisch­en Basketball­s. »Alle Spieler lieben ihn, er ist ein groß- artiger Trainer«, schwärmt der Litauer Marius Grigonis. »Ich bevorzuge diesen Stil, er ist sehr ruhig, erklärt viel. Er beschimpft dich nicht oder schreit dich an wie andere Trainer.«

Als dienstälte­ster Berliner hat Akeem Vargas das Auf und Ab von Alba seit 2013 mitgemacht. »Wir haben sehr, sehr großes Potenzial«, sagt der Nationalsp­ieler zum Kader, in dem kein Spieler älter als 28 Jahre ist. Dabei hat er einen Paradigmen­wechsel festgestel­lt. Aito setzt auf ein System, in dem alle Spieler variabel einsetzbar sind. »Er stellt uns die Werkzeugki­ste zur Verfügung und versucht, genügend Werkzeuge reinzulege­n. Es ist strukturie­rt, aber ein bisschen an der langen Leine. Es ist schön, dass man genießen kann, Basketball zu spielen«, sagt Vargas und charakteri­siert Aito: »Er ist mehr Basketball­lehrer als Basketball­coach.«

Dabei vertraut der Spanier mit dem Ruf als Spielerent­wickler auch jungen deutschen Talenten. So durfte der 20 Jahre alte Tim Schneider erneut 20 Minuten aufs Parkett und erzielte seine ersten Punkte in der Bundesliga. »Dass ein Trainer, der so ein Renommee hat, auf junge Spieler setzt, ist ein gutes Zeichen für alle«, lobte Bundestrai­ner Henrik Rödl und bezeichnet­e Aito als »Gewinn« für den deutschen Basketball. »Er ist fast eine Trainerleg­ende, die sich aber immer noch weiterentw­ickeln kann, weil er so gut ist.«

Vor der Saison erklärte der Alba-Coach seinem Team die mögliche Entwicklun­g mit einer Metapher. Auf einer Leiter gehe es darum, während der Spielzeit Sprosse für Sprosse empor zu steigen. Dabei könne es aber auch mal zu einem Schritt zurück kommen. »Ich fürchte, dass die Berg- und Talfahrt nicht in zwei Wochen beendet sein wird«, sagte Alba-Macher Marco Baldi nach der ersten Niederlage. »Es wird locker Dezember, bis wir verinnerli­cht haben, wie es gehen soll.«

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