»US-Flaggen auf Halbmast reichen nicht«
Während die Demokraten die die Verschärfung der Waffengesetze fordert, arbeitet die Waffenlobby daran, den Kauf von Schalldämpfern und durschlagenderer Munition zu erleichtern. Nach tödlichen Schüssen sind in den USA Forderungen nach schärferen Waffengesetzen an der Tagesordnung. Das ist auch jetzt, nach dem Massaker von Las Vegas, der Fall. Von einem hochgelegenen Hotelzimmer aus hatte ein einzelner Mann mit auf Dauerfeuer gestellten Sturmgewehren auf Tausende Zuhörer eines Countrymusikfestivals geschossen, dabei mindestens 59 Menschen getötet und 527 verletzt.
Das Neue an der gegenwärtigen Diskussion ist, dass es dabei um Schalldämpfer geht. »Die Menge begann zu fliehen, als sie Gewehrschüsse hörte. Stellen Sie sich die Zahl der Toten vor, wenn der Schütze einen Schalldämpfer gehabt hätte, den die NRA leichter zugänglich machen will«, twitterte Hillary Clinton am Montagmorgen. Die NRA ist die National Rifle Association, der in Washington einflussreiche Verband der Schusswaffenhersteller. »Unsere Trauer ist nicht genug. Wir können und müssen die Politik beiseite schieben, gegen die NRA aufstehen und zusammenarbeiten, wenn wir verhindern wollen, dass dies noch mal geschieht«, schrieb die ehemalige Präsidentschaftskandidatin.
Clintons demokratische Parteifreunde im US-Kongress forderten die Republikaner dort auf, das »Verbesserungsgesetz« für das
»Stellen Sie sich die Zahl der Toten vor, wenn der Schütze einen Schalldämpfer gehabt hätte.«
Hillary Clinton
Sportwaffengesetz nicht weiter zu unterstützen. Dieses würde es leichter machen, die bisher streng regulierten Schalldämpfer für Schusswaffen zu kaufen und auch Munition zuzulassen, die bisher als »Schutzwesten durchbohrend« verboten war.
Die Lobbygruppe American Suppressor Association, die sich für die Aufhebung der Schalldämpferverbote einsetzt, betonte auf ihrer Webseite, dass das Gesetz vom Anwalt Michael Williams geschrieben wurde, der sechs Monate lang darüber mit Juristen des Kongresses gesprochen habe. Williams arbeitet jetzt im Weißen Haus. Dessen Chef, Präsident Donald Trump, gilt als Freund der NRA. In einem Brief an den Sprecher des Abgeordnetenhauses, den Republikaner Paul Ryan, schrieben die Demokraten: »Es genügt nicht, eine Schweigeminute einzulegen oder die US-Flaggen auf Halbmast zu setzen. Wir glauben vielmehr, dass Sie nach den fürchterlichen Schüssen von Las Vegas dafür sorgen müssen, im Haus klarzumachen, dass die Dinge nicht noch schlimmer gemacht werden, indem dieses Gesetz verabschiedet wird.«
Die NRA nahm zum Massaker von Las Vegas keine Stellung. Allerdings schrieb NRA-Sprecherin Dana Loesch auf ihrer persönlichen Twitter-Seite, auch ein Schalldämpfer hätte in Las Vegas nicht viel geändert. »Schalldämpfer reduzieren den Ton nur um wenige Dezibel, der dann immer noch so laut ist wie ein Hammerschlag.« Präsident Trumps Sprecherin Sara Huckabee Sanders erklärte, es sei zu früh, jetzt eine politische Debatte dazu zu führen. »Es gibt einen richtigen Zeitpunkt für eine politische Debatte. Aber jetzt ist es an der Zeit, als Land zusammen zu stehen«, erklärte sie. Präsident Trump besuchte am Mittwoch in Las Vegas Hinterbliebene und Opfer des Angriffs.