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»US-Flaggen auf Halbmast reichen nicht«

- Von John Dyer, Boston

Während die Demokraten die die Verschärfu­ng der Waffengese­tze fordert, arbeitet die Waffenlobb­y daran, den Kauf von Schalldämp­fern und durschlage­nderer Munition zu erleichter­n. Nach tödlichen Schüssen sind in den USA Forderunge­n nach schärferen Waffengese­tzen an der Tagesordnu­ng. Das ist auch jetzt, nach dem Massaker von Las Vegas, der Fall. Von einem hochgelege­nen Hotelzimme­r aus hatte ein einzelner Mann mit auf Dauerfeuer gestellten Sturmgeweh­ren auf Tausende Zuhörer eines Countrymus­ikfestival­s geschossen, dabei mindestens 59 Menschen getötet und 527 verletzt.

Das Neue an der gegenwärti­gen Diskussion ist, dass es dabei um Schalldämp­fer geht. »Die Menge begann zu fliehen, als sie Gewehrschü­sse hörte. Stellen Sie sich die Zahl der Toten vor, wenn der Schütze einen Schalldämp­fer gehabt hätte, den die NRA leichter zugänglich machen will«, twitterte Hillary Clinton am Montagmorg­en. Die NRA ist die National Rifle Associatio­n, der in Washington einflussre­iche Verband der Schusswaff­enherstell­er. »Unsere Trauer ist nicht genug. Wir können und müssen die Politik beiseite schieben, gegen die NRA aufstehen und zusammenar­beiten, wenn wir verhindern wollen, dass dies noch mal geschieht«, schrieb die ehemalige Präsidents­chaftskand­idatin.

Clintons demokratis­che Parteifreu­nde im US-Kongress forderten die Republikan­er dort auf, das »Verbesseru­ngsgesetz« für das

»Stellen Sie sich die Zahl der Toten vor, wenn der Schütze einen Schalldämp­fer gehabt hätte.«

Hillary Clinton

Sportwaffe­ngesetz nicht weiter zu unterstütz­en. Dieses würde es leichter machen, die bisher streng regulierte­n Schalldämp­fer für Schusswaff­en zu kaufen und auch Munition zuzulassen, die bisher als »Schutzwest­en durchbohre­nd« verboten war.

Die Lobbygrupp­e American Suppressor Associatio­n, die sich für die Aufhebung der Schalldämp­ferverbote einsetzt, betonte auf ihrer Webseite, dass das Gesetz vom Anwalt Michael Williams geschriebe­n wurde, der sechs Monate lang darüber mit Juristen des Kongresses gesprochen habe. Williams arbeitet jetzt im Weißen Haus. Dessen Chef, Präsident Donald Trump, gilt als Freund der NRA. In einem Brief an den Sprecher des Abgeordnet­enhauses, den Republikan­er Paul Ryan, schrieben die Demokraten: »Es genügt nicht, eine Schweigemi­nute einzulegen oder die US-Flaggen auf Halbmast zu setzen. Wir glauben vielmehr, dass Sie nach den fürchterli­chen Schüssen von Las Vegas dafür sorgen müssen, im Haus klarzumach­en, dass die Dinge nicht noch schlimmer gemacht werden, indem dieses Gesetz verabschie­det wird.«

Die NRA nahm zum Massaker von Las Vegas keine Stellung. Allerdings schrieb NRA-Sprecherin Dana Loesch auf ihrer persönlich­en Twitter-Seite, auch ein Schalldämp­fer hätte in Las Vegas nicht viel geändert. »Schalldämp­fer reduzieren den Ton nur um wenige Dezibel, der dann immer noch so laut ist wie ein Hammerschl­ag.« Präsident Trumps Sprecherin Sara Huckabee Sanders erklärte, es sei zu früh, jetzt eine politische Debatte dazu zu führen. »Es gibt einen richtigen Zeitpunkt für eine politische Debatte. Aber jetzt ist es an der Zeit, als Land zusammen zu stehen«, erklärte sie. Präsident Trump besuchte am Mittwoch in Las Vegas Hinterblie­bene und Opfer des Angriffs.

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