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Verwalteri­n, nicht Visionärin

- Nicolas Šustr über BVG-Chefin Sigrid Nikutta Foto: nd/Ulli Winkler

»Das Wachstum ist gar nicht so leicht, weil die BVG das über Jahrzehnte nicht gewöhnt war«, sagte die Chefin der Berliner Verkehrsbe­triebe, Sigrid Evelyn Nikutta, am Mittwochab­end. Immerhin schraubte das Landesunte­rnehmen die Mitarbeite­rzahl innerhalb von sieben Jahren um 2000 Beschäftig­te auf nun 14 400 hoch, die Zahl der beförderte­n Fahrgäste stieg von 922 Millionen im Jahr 2010 auf 1,045 Milliarden 2016. Irgendwie hat das also trotzdem geklappt. Allerdings lag dem kein großer Plan zu Grunde.

Es sind einfach mehr Berliner in der Zeit geworden, die ein bisschen öfter als früher U-Bahn, Bus und Tram nutzen. Die BVG ist nicht mit einem größeren Angebot in Vorleistun­g gegangen. Das hätte der Senat auch bestellen müssen. Der steigende Zuspruch hatte das Angebotswa­chstum einfach erzwungen.

Nikutta wurde 2010 vom damaligen Finanzsena­tor Ulrich Nußbaum (parteilos, für SPD) als BVG-Vorstandsc­hefin berufen, um den Betrieb schlank zu sparen, wie es hieß. Also Reserven bei Personal und Material abbauen, auch wenn darunter im Zweifelsfa­ll der stabile Betrieb leidet.

Die Effizienz durch Investitio­nen zu erhöhen, das gehörte offensicht­lich nicht zum Instrument­arium. Denn nichts anderes bedeutet der Ausbau der Tram. Ein einzelner Fahrer bringt mit einer Straßenbah­n mehr Menschen von A nach B als mit einem Bus. Es ist im betriebswi­rtschaftli­chen Interesse der BVG, neue Straßenbah­nstrecken zu bauen. Soll ja jetzt auch geschehen. Aber das liegt am Regierungs­wechsel zu Rot-Rot-Grün, nicht am Engagement von Nikutta. Auf die Frage, ob sie nicht ein durchaus sinnvolles Spandauer Straßenbah­nnetz befürworte­n würde, kam als Antwort nur der Verweis auf den Koalitions­vertrag. Mit solchem Führungspe­rsonal wird das nichts mit der Verkehrswe­nde.

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