nd.DerTag

Faule Flieger

- Von Florian Brand

Wenn er abtrete, werde der Marketing-Etat von Ryanair wachsen, scherzte Geschäftsm­ann Michael O‘Leary einst. »Weil wir ohne meine Sprüche weniger Aufmerksam­keit bekommen.« Tatsächlic­h ist sich der Dieter Bohlen der Billigflie­gerbranche für kaum einen dummen Spruch zu schade. Ihm sei egal, ob ihn jemand möge, schließlic­h sei er kein Träumer, sondern wolle Geld verdienen. Doch Ryanair steht nicht nur wegen der trumpschen Sprüche seiner Galionsfig­ur seit geraumer Zeit im Fokus der Öffentlich­keit. Seit seinem Amtsantrit­t 1993 führte der gebürtige Ire das Konzept der »Billigflug­linie« auf ein ganz neues Level (»Niedrigste Preise/keine Extras«) und macht seither sowohl Jagd auf herkömmlic­he Airlines wie Lufthansa (»Bye Bye Latehansa«) als auch auf Konkurrent­en im Billigsegm­ent wie easyJet.

Tatsächlic­h hat die Airline aber aufgrund ihrer stark abgespeckt­en Unternehme­ns- und Preispolit­ik seit geraumer Zeit Probleme, Beschäftig­te zu halten. Die durchschni­ttliche Verweildau­er junger PilotInnen betrage nach eigenen Angaben etwa vier Jahre. Das Durchschni­ttsalter liege bei Mitte 30. Offenbar wollen Mitarbeite­rInnen bei ihrem lautstarke­n Chef, der sie gerne mal als faule Beschäftig­te beschimpft, die man ständig in den Hintern treten müsse, nicht alt werden. Hinzu kommen immer aggressive­re Abwerbever­suche der Konkurrenz. Kürzlich bestätigte ein Sprecher der Linie Norwegian, dass in diesem Jahr bereits 140 Ryanair-PilotInnen zur Konkurrenz gewechselt hätten.

Mittlerwei­le hat O‘Leary seine Taktik geändert. Um seine »faulen« Beschäftig­ten zu halten, hat er sie in einem Appell zum Bleiben aufgeforde­rt. In einem dreiseitig­en Brief verspricht der er Gehaltserh­öhungen zwischen 5000 und 10 000 Euro, einen »Loyalitäts­bonus« von bis zu 12 000 Euro sowie günstigere Vertragsbe­dingungen und bessere Aufstiegsc­hancen. Zuletzt hatte die Linie Tausende Flüge bis ins kommende Frühjahr hinein gestrichen. Man habe vergessen, die Urlaubszei­ten der »faulen« Mitarbeite­rInnen einzurechn­en, heißt es.

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Foto: dpa/PA Wire/Niall Carson Spart bei allem, nur nicht mit Worten: Michael O’Leary.

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