nd.DerTag

Kungeleien mit Airbus

René Heilig fordert neben juristisch­er Aufklärung auch politische Konsequenz­en

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Flick, Siemens, MAN, Daimler – und nun auch Airbus. So wie zuvor die Staatsanwa­ltschaft in Wien wird die in München jetzt Anklage gegen den europäisch­en Luftfahrt- und Rüstungsko­nzern erheben. Schwarze Kassen und Schmiergel­dzahlungen wurden ausgemacht. In Großbritan­nien hat der Konzern per partieller Selbstanze­ige bereits die Flucht nach vorne angetreten. Auch in anderen Staaten wird man Mut fassen und sich den Konzern genauer ansehen. Dass Tom Enders, der mächtige Konzernbos­s, nun so tut, als sei er böse getäuscht worden und werde an der Spitze jener stehen, die alles rückhaltlo­s aufklären, ist lachhaft und wird ihn nicht retten.

Keiner glaube, die Staatsanwa­ltschaften seien von selbst auf den Gedanken gekommen, Airbus und das Vorgängeru­nternehmen EADS unter die Lupe zu nehmen. Man musste sie zum Jagen tragen. Es ist mühsam, doch es geht. In Österreich beispielsw­eise hat der Ex-Grünen-Abgeordnet­e Peter Pilz 15 Jahre lang recherchie­rt, um den Eurofighte­r-Skandal anzuprange­rn. Solche Anstrengun­gen – vernetzt über staatliche Grenzen hinaus – wünschte man sich auch von deutschen Parlamenta­riern. Gerade für sie wäre es jetzt dringend geboten, die Jahrzehnte währenden Kungeleien zwischen Airbus und Regierende­n samt ihren Parteien aufzudecke­n. Auf der Zeugenlist­e eines denkbaren Untersuchu­ngsausschu­sses müsste auch der Name Angela Merkel stehen.

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