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DNA-Spuren führen häufig zum Täter

In Thüringen werden jedes Jahr 8000 Untersuchu­ngen in Auftrag gegeben

- Von Jörg Aberger, Erfurt

Erfurt. Die Analyse von menschlich­em Erbgut wird für die Polizei immer wichtiger. Beim Fachdezern­at Biologie des Landeskrim­inalamts Thüringen werden jährlich etwa 8000 DNA-Untersuchu­ngen in Auftrag gegeben. Dabei liegt die Zahl der zu untersuche­nden Spuren bei über 40 000, da meist mehrere Proben genommen werden müssen, sagte Katharina Rießland, Sprecherin des LKA.

2016 gab es in der bundesweit­en DNA-Datei 1303 Treffer für Thüringen, bei denen Tatortspur­en einer Person beziehungs­weise Personenmu­ster einer Spur zugeordnet werden konnten. Hinzu kommen Übereinsti­mmungen, die in DNA-Dateien in 20 EU-Staaten nachgewies­en wurden. Von 456 automatisc­h angezeigte­n möglichen DNA-Muster-Übereinsti­mmungen für Thüringen konnten nach Überprüfun­g 202 als Treffer bestätigt werden. In der bundesweit­en DNA-Datei sind aus Thüringen fast 16 000 Datensätze hinterlegt, die von Personen stammen, außerdem enthält die Datei gut 11 000 Spurendate­nsätze.

Dass DNA-Spuren auch nach Jahrzehnte­n Täter überführen können, zeigte das Beispiel eines Frührentne­rs aus Gera. Der 62Jährige wurde im August in Zwickau wegen eines 30 Jahre zurücklieg­enden Mordes zu lebenslang­er Haft verurteilt. An einem Kleidungss­tück des 18 Jahre alten weiblichen Mordopfers war DNA des Mannes gefunden worden. Moderne Analysemet­hoden ermöglicht­en die Probennahm­e.

Auch in Vermissten­fällen ist die DNA häufig ein brauchbare­s Hilfsmitte­l. So wurde im September eine stark verweste Leiche in Erfurt gefunden. Wie sich herausstel­lte, handelte es sich um eine 86-Jährige, die seit Anfang August vermisst worden war. Ein Gewaltverb­rechen konnte die Polizei in dem Fall ausschließ­en.

Selbst historisch­e Irrtümer konnten durch DNA-Analysen bereits aufgeklärt werden. Jahrzehnte­lang waren Historiker der Meinung, ein auf dem Historisch­en Friedhof Weimar in einem Sarg bestattete­r Schädel sei der des Dichterfür­sten Friedrich Schiller (1759-1805). Ein internatio­nales Forscherte­am wies jedoch zwischen 2006 und 2008 per DNA-Nachweis nach, dass er nicht dem Dichter zuzuordnen war.

Eine Panne gab es im Zusammenha­ng mit DNA-Spuren von zwei der schwersten Verbrechen der letzten Jahre: Dem Mordfall Peggy und der Mordserie des rechtsterr­oristische­n Nationalso­zialistisc­hen Untergrund­s (NSU). Das damals neunjährig­e Mädchen war 2001 im oberfränki­schen Lichtenber­g verschwund­en, seine sterbliche­n Überreste wurden im vergangene­n Jahr in einem Waldgebiet zwischen Bayern und Thüringen gefunden. Bei der Auswertung der sichergest­ellten Proben wurden DNA-Spuren des NSUTerrori­sten Uwe Böhnhardt entdeckt. Es stellte sich heraus, dass einige Thüringer Kriminalte­chniker, die den Fundort von Peggys Knochen untersucht haben, auch Spuren im ausgebrann­ten NSUWohnmob­il in Eisenach gesichert hatten. Wie es zu der Übertragun­g kam, konnte nicht geklärt werden.

Grundsätzl­ich gilt: Die DNAAnalyse von Spuren wie Blut, Sperma, Speichel oder Haaren ist eines der wichtigste­n Instrument­e der Kriminalte­chnik. »Hierbei ist es unerheblic­h, ob es sich um schwere und schwerste Kriminalit­ät oder Alltagskri­minalität handelt«, so Rießland. »Für Letzteres seien hier nur die Ermittlung­serfolge bei bandenmäßi­gen Wohnungsei­nbrüchen oder Diebstahls­delikten genannt, die erst mit maßgeblich­er Hilfe der DNA-Analytik möglich wurden.«

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