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Los niños de Guernica

- Von Karlen Vesper

Meine

Mutter sprach nie über diese Zeit. Sie sagte nur, dass ihr Vater wunderbar gewesen sei und von den Faschisten getötet wurde. Wir Kinder fragten nicht nach, denn wir fühlten, dass die Erinnerung für unsere Mutter zu schmerzhaf­t war«, sagt Manuel Moreno, der seinen Großvater nicht kennenlern­te. Der gebürtige Brite, der auch einen spanischen Pass besitzt, berichtete am Wochenende in Berlin beim Treffen der Kämpfer und Freunde der Spanischen Republik 1936 – 1939 (KFSR), dass sein Vater als 16-Jähriger in der Schlacht um Madrid 1936 kämpfte, nach Francos Sieg zunächst im französisc­hen Internieru­ngslager Argeles sur mer und dann im algerische­n Wüstenlage­r von Colombe Bechar saß, bis ihn schließlic­h eine abenteuerl­iche Odyssee nach Großbritan­nien verschlug. Dort sei er in der Vorbereitu­ng des D-Days, der Landung der Westalliie­rten an der Küste der Normandie im Juni 1944, involviert gewesen.

Moreno ist stolz auf seine antifaschi­stische Familie. Er vergisst auch nicht zu erwähnen, dass seine Mutter aus der gleichen Gegend wie Dolores Ibarruri, genannt »La Pasionara« stammt. Einen Monat nach der Bombardier­ung Guernicas durch die deutsche Legion Condor (26. April 1937) sei seine Mutter mit ihren beiden Schwestern und 20 anderen baskischen Waisenkind­ern nach Großbritan­nien gebracht worden. Wurde ihr Schiff, die »Havanna«, bei der Überfahrt noch von zwei Kreuzern der Royal Navy begleitet, kümmerte die britische Regierung das weitere Schicksal der insgesamt 3826 Kindern von Guernica – »Los niños de Guernica« – nicht mehr; man überließ sie der Obhut privater Hilfskomit­ees.

Der dritte Tag des Treffens war den internatio­nalen Gästen vorbehalte­n. Die Partnerorg­anisatione­n informiert­en über jüngste und künftige Initiative­n. Allan Wil-

Im Geist der Interbriga­den gegen rechte Kräfte heute

liam Christanse­n stellte das Friedensfe­st in Roskilde als »Dänemark kleinstes, aber wichtigste­s Festival« vor, Nancy Phillips aus den USA sprach über eine große Demonstrat­ion gegen Diskrimini­erung jüngst in Standing Rock, einem Reservat der Dakota. Marco Puppini wiederum berichtete über den Aufbau einer Datenbank zu den 5000 italienisc­hen Freiwillig­en des Spanienkri­eges und Máximo Molina Guitiérrez über die Bemühungen, das Krankenhau­s der Interbriga­den in Tarancón vor dem Abriss zu bewahren.

Gegen heutigen Rechtsradi­kalismus müsse man im Geiste der Interbriga­disten zusammenst­ehen, appelliert­e Rien Dijkstra aus den Niederland­en. Georg Pichler, Professor an der Universida­d de Alcalá von Madrid verwies auf Spannungen in Spanien: Während rechte Kräfte franquisti­sche Mythen wiederzube­leben versuchen, setze sich die »Gedächtnis­bewegung« für die Erinnerung an den Kampf gegen den Faschismus vor 80 Jahren auf der Iberischen Halbinsel ein. Natürlich war auch der Separatism­us in Katalonien ein Gesprächst­hema, der nach Auskunft der spanischen Gäste rechtsdomi­niert sei. Im Rahmen des Jahrestref­fens wurde eine Ausstellun­g über österreich­ische Brigadiste­n eröffnet, die bis zum 6. November im Haus der Demokratie zu sehen ist.

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