nd.DerTag

Europa: Hauptsache Sparen?

- Eva Roth über Frankreich­s Haltung zur Austerität­spolitik

Der französisc­he Finanzmini­ster Le Maire hat einen schönen Satz gesagt: »Der Sinn Europas ist es nicht, Haushaltsk­riterien einzuhalte­n und Sparmaßnah­men festzulege­n.« Unglücklic­herweise tut die EU – angetriebe­n von der Bundesregi­erung – seit Jahren genau das: Mit ihren fiskalpoli­tischen Vorgaben zwingt sie Regierunge­n, zu sparen und Sozialabga­ben zu kürzen. In Deutschlan­d ist der Sozialstaa­t schon vor vielen Jahren zurechtges­tutzt worden. In der Eurokrise wurden dann südeuropäi­sche Länder zu Einschnitt­en gedrängt. Nun ist Frankreich dran. Leidtragen­de sind Menschen, die auf den Sozialstaa­t angewiesen sind, Arbeitslos­e und Rentner zum Beispiel, und zwar in Deutschlan­d, Griechenla­nd und anderswo.

In der politische­n Debatte war und ist selten davon die Rede, dass die Sparpoliti­k ein Problem für Millionen Europäer ist. Stattdesse­n werden Bürger gegeneinan­der in Stellung gebracht: Deutsche dürfen nicht für Griechen zahlen! Sozialleis­tungen werden zu Problemen umdefinier­t: In Griechenla­nd sind die Renten zu hoch! Frankreich droht an seinem Sozialstaa­t zu ersticken!

In Deutschlan­d haben Politiker, denen soziale Fragen nicht wurscht sind, die Macron-Regierung zu Recht für die Arbeitsmar­ktreformen kritisiert. Dumm wäre es, wenn sie den Versuch der französisc­hen Regierung, die europäisch­e Sparpoliti­k zu beenden, deshalb nicht unterstütz­en würden.

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