nd.DerTag

Mehr deutsche Truppen nach Afghanista­n?

Rotes Kreuz zieht sich aus unsicheren Provinzen zurück

- Von René Heilig

Die USA verstärken derzeit ihre Truppen in Afghanista­n um mindestens 3000 Soldaten. Ähnliches fordert die US-Regierung im Rahmen der Operation »Resolute Support« von den NATO-Verbündete­n. Offiziell sieht sich Deutschlan­d »nicht als erstes angesproch­en«, da der Bundestag die Mandatsobe­rgrenze vor einem Jahr erst angehoben hat. So heißt es im Berliner Verteidigu­ngsministe­rium. Doch statt eines klaren Nein zu einer Erweiterun­g der Truppenstä­rke hört man, es gebe »Überlegung­en in verschiede­ne Richtungen, aber noch keine Entscheidu­ng auf konkrete Zahlen«.

Derzeit liegt die Mandatsobe­rgrenze bei 980 Soldatinne­n und Soldaten. Wie das zumeist gut unterricht­ete Internetpo­rtal »Augen geradeaus« erfahren hat, rechnet die Bundeswehr insgeheim bereits mit einer notwendige­n Verstärkun­g des deutschen Kontingent­s um bis zu 400 Soldaten. Die gewachsene Stärke der Taliban und anderer islamistis­cher Kämpfer erfordere neben der Ausbildung afghanisch­er Regierungs­soldaten mehr unmittelba­re Beratung der kämpfenden Truppen. Das wiederum setzt eine wachsende Anzahl von Bundeswehr­soldaten voraus, die die Ausbilder schützen. Doch dazu fehlen simple Voraussetz­ungen. Das gesamte dazu notwendige schwere Material war nach 2014 beim Übergang vom ISAF-Einsatz auf die Operation »Resolute Support« nach Deutschlan­d zurückgefü­hrt worden.

Das aktuelle Afghanista­nmandat endet am 31. Dezember. Dem Vernehmen nach will die Bundesregi­erung dem Parlament noch im Oktober einen unveränder­ten Verlängeru­ngsantrag vorlegen – mit verkürzter Laufzeit. Das ermöglicht der neu zu bildenden Regierung dann zu Jahresbegi­nn eine relativ zügige Erweiterun­g des deutschen Afghanista­neinsatzes.

Aus Sicherheit­sgründen wird das Internatio­nale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) seine Büros in den einst als sicher geltenden nordafghan­ischen Provinzen Kundus und Fariab schließen. Das bestätigte ein Sprecher in der afghanisch­en Hauptstadt Kabul. Außerdem werde das Büro in der nordafghan­ischen Provinz Balch »stark verkleiner­t«.

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