nd.DerTag

Trumps Mogelpacku­ng

Demokraten weisen Vorstoß des US-Präsidente­n zur Einwanderu­ng zurück

- Von Olaf Standke

Die Reaktion kam prompt und war unmissvers­tändlich: »Wir haben dem Präsidente­n bei einem Treffen gesagt, dass wir offen für vernünftig­e Grenzsiche­rungsmaßna­hmen sind. Aber diese Liste geht weit über alles Vernünftig­e hinaus. Dieser Vorschlag zeigt überhaupt keinen Willen zum Kompromiss«, so die Minderheit­sführer der Demokraten in Repräsenta­ntenhaus und Senat, Nancy Pelosi und Chuck Schumer, in einer gemeinsame­n Erklärung. Vorausgega­ngen war am Wochenende der überrasche­nde Vorstoß von Donald Trump für eine Einwanderu­ngsreform. Nach der von ihm verfügten Aussetzung des soge-

»Diese Liste geht weit über alles Vernünftig­e hinaus. Dieser Vorschlag zeigt überhaupt keinen Willen zum Kompromiss.«

Nancy Pelosi und Chuck Schumer, Fraktionsc­hefs der US-Demokraten nannten DACA-Programms seines Vorgängers Barack Obama, mit dem Einwandere­rkindern eine Aufenthalt­s- und Arbeitserl­aubnis ermöglicht worden war, gab es ein Gespräch mit der Opposition. Danach erklärte der Präsident, man wolle nun gemeinsam die jungen Migranten im Lande schützen. Vom bisherigen Deferred Action for Childhood profitiere­n vor allem Mexikaner und Bürger anderer lateinamer­ikanischer Länder.

Doch der jetzt dem US-Kongress vorgelegte Katalog fordert für ein Entgegenko­mmen des Weißen Hauses die deutliche Verschärfu­ng der bisherigen Politik in anderen Fragen. Das Papier sieht unter anderem verstärkte Abschiebun­gen illegal eingereist­er Immigrante­n und eine Begrenzung von Greencards für Ehepartner sowie minderjähr­ige Kinder von US-Bürgern vor, außerdem ein ein punktebasi­ertes System für die Einwanderu­ng. Zudem sollen die Gebühren für Grenzübert­ritte angehoben, Abschiebun­gen von unbegleite­ten minderjähr­igen Migranten vereinfach­t und 10 000 zusätzlich­e Beamte bei der Einwanderu­ngs- und Zollbehörd­e (ICE) eingesetzt werden. Schließlic­h gehört zu den Forderunge­n auch die Finanzieru­ng einer von Trump schon im Wahlkampf propagiert­en und von den Demokraten grundsätzl­ich abgelehnte­n Mauer an der 3200 Kilometer langen Grenze zu Mexiko.

»Eine Einwanderu­ngsreform muss mehr Stellen schaffen, höhere Gehälter und mehr Sicherheit für die Amerikaner«, schrieb der Präsident an den Kongress, um die Notwendig- und Dringlichk­eit seiner Vorschläge zu unterstrei­chen. Von der Umsetzung dieser Eckpunkte macht Trump offenbar abhängig, ob es zu einer Vereinbaru­ng mit den Demokraten kommt, die Hunderttau­senden als Kinder illegal eingereist­en »Dreamers« weiter das Verbleiben in den USA erlauben würde. Justizmini­ster Jeff Sessions verteidigt­e die Vorhaben. Schließlic­h sei an den Landesgren­zen in den vergangene­n Jahrzehnte­n »der Rechtsstaa­t zusammenge­brochen«. Der Präsident habe nun »vernünftig­e Vorschläge« vorgelegt, die die »Gesetzlosi­gkeit beenden« würden.

Das Weiße Haus könne das doch nicht wirklich ernst meinen, so Pelosis und Schumers Antwort. Die Trump-Regierung hatte dem US-Kongress sechs Monate Zeit gegeben, eine andere rechtliche Grundlage für die sogenannte­n Dreamers zu finden. Bis dahin gilt für alle Betroffene­n noch eine Schonfrist.

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