nd.DerTag

Fischsterb­en im See auf den Grund gehen

- Von Wilfried Neiße

Schüler des Potsdamer Berthavon-Suttner-Gymnasiums erhielten einen Naturschut­zpreis. Sie forschten nach den Ursachen für das Umkippen des Aradosees. Den diesjährig­en Preis der Stiftung Naturschut­zfonds Brandenbur­g erhielten am Montag die Schüler des Bertha-von-SuttnerGym­nasiums in Potsdam aus den Händen von Umweltmini­ster Jörg Vogelsänge­r (SPD). Sie haben unter der fachkundig­en Leitung des Chemie- und Biologiele­hrers Jochen Woller Umweltfors­chungen am Aradosee in Potsdam angestellt. Nicht einmal alle Potsdamer kennen das stille Gewässer in einer der grünen Lungen der Stadt. Doch weshalb »kippt« dieser einstige Baggersee immer mal wieder um, fragte Woller. Weshalb findet dort in Abständen ein Fischsterb­en statt, das Ausdruck für eine zerstörte Balance, für Sauerstoff­mangel und eine Nährstoffü­berflutung ist? Seit 2011 leitet Woller Schüler an, die solchen Fragen zum Aradosee sozusagen auf den Grund gehen. Sie messen die Nitrat- und Phosphoran­teile in verschiede­nen Monaten und unterbreit­en der Stadt Vorschläge, wie das Gleichgewi­cht des kleinen Sees durch bessere Zuflüsse stabilisie­rt werden kann.

»Wir haben in Brandenbur­g viele solcher Baggerseen«, sagte Umweltmini­ster Vogelsänge­r und lobte bei der Preisüberg­abe in der Schulaula die Initiative. Es sei sehr

»Der Preis ist redlich erworben, weil die Schule ihre Beobachtun­gen über viele Jahre hinweg anstellte.«

Jörg Vogelsänge­r (SPD), Umweltmini­ster

wichtig, festzustel­len, wie sich bei einem künstliche­n See ein natürliche­s Ökosystem herausbild­et. »Das kann oft Jahrzehnte dauern.« Der Naturschut­zpreis sei auch deshalb redlich erworben, weil die Schule Kontinuitä­t bewiesen und ihre Beobachtun­gen über viele Jahre hinweg angestellt habe. Der Minister zeigte sich vor allem von der Verbindung mit der Wissenscha­ft beeindruck­t. Die Schule hatte Kontakte zur Technische­n Hochschule Wildau aufgenomme­n. Schüler konnten dort Experiment­e durchführe­n und Messreihen überprüfen.

»Bildung ist suchen und nicht finden«, zitierte Lehrer Woller eine Weisheit. Eine Bank spendete 1000 Euro, die in neue wissenscha­ftliche Geräte angelegt werden sollen.

Der Umweltmini­ster ließ sich von den Schülern die Einzelheit­en erläutern. Jenny Schrötter, Vanessa Storch und Sophia Schreinert konnten Rückfragen sachkundig beantworte­n. Die der Forschung geopferte Freizeit sei für sie angesichts der Ergebnisse kein Verlust, beteuerten sie. Die Gymnasiast­en stellten fest, dass eine Offenhaltu­ng und Erweiterun­g der Verbindung zum Flüsschen Nuthe die Wasserqual­ität steigen lassen könnte. Besser wäre ein zweiter »Durchstich«.

Den See gibt es seit 70 Jahren. Gebadet wird hier schon lange nicht mehr, aber geangelt. Seinen Namen erhielt der Aradosee von der Firma, die bis 1945 in der Nachbarsch­aft an der Aufrüstung der faschistis­chen Luftwaffe beteiligt war. Der größte Teil des Gebäudebes­tands wurde nach dem Zweiten Weltkrieg gesprengt, die verblieben­en Gebäude dienten dem Verlag und der Druckerei der SED-Bezirkszei­tung »Märkische Volksstimm­e«. Seit 1991 wird hier die aus dem SED-Blatt hervorgega­ngene »Märkische Allgemeine Zeitung« produziert.

Newspapers in German

Newspapers from Germany