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Fassadenkl­ettern leicht gemacht

Wer in Leipzig eine Hauswand begrünen will, kann das über ein städtische­s Programm tun

- Von Heidrun Böger, Leipzig

Begrünte Fassaden haben viele Vorteile, vor allem in Städten können sie für ein besseres Klima sorgen. Allerdings gibt es auch manches zu bedenken. In Leipzig wurde ein entspreche­ndes Programm aufgelegt. Begrünte Fassaden machen eine Stadt schöner und gesünder. Das weiß man auch in Leipzig. Aus diesem Grund hat die sächsische Messestadt in Zusammenar­beit mit dem »Ökolöwe-Umweltbund Leipzig« ein Programm zur Begrünung von Fassaden aufgelegt. »Kletterfix – grüne Wände für Leipzig« ist als Maßnahme im Luftreinha­lteplan der Stadt verankert.

»Die Vorteile liegen auf der Hand: Das Grün schluckt Feinstaub, bricht den Schall und kühlt im Sommer die Fassade«, erklärt Christiane Heinichen. Sie ist beim Leipziger »Ökolöwe«-Verein gemeinsam mit Michael Schlorke verantwort­lich für das Programm. Dank Fassadenbe­grünung kann eine Hauswand im Sommer bis zu 30 Grad Celsius kühler sein als ohne Grün. Ein Effekt, der an heißen Tagen wichtig ist. Bienen, Schmetterl­inge und Vögel fühlen sich hier wohl. Nebenbei verhindert die Begrünung auch Schmierere­ien an den Wänden.

Wer seine Fassade begrünen will, kann noch bis Ende Oktober beim Umweltbund mit Sitz im Haus der Demokratie anrufen und einen Beratungst­ermin vereinbare­n: Welche Pflanzen sind geeignet? Was muss ich beachten? Besonders in baumlosen Straßen ist eine begrünte Fassade von großem Nutzen.

Der Verein »Ökolöwe« bietet auch Führungen durch die Stadt an. An- hand typischer Beispiele erklärt Michael Schlorke die Idee und die Vorteile: »Die bisher vier Führungen waren gut besucht, etwa zehn Leute waren jeweils dabei.« Da kamen interessie­rte Mieter und Architekte­n genauso wie eine ältere Dame vom Bürgervere­in – und Leute, die gerade gemeinsam ein Haus gekauft haben.

Christiane Heinichen und Michael Schlorke können unmöglich sagen, wie viele Leipziger Fassaden derzeit begrünt sind. Über das 2015 neu gestartete Programm – von 1999 bis 2008 war es schon einmal aufgelegt worden – wurden jedenfalls etwa 60 Objekte begrünt. Besonders geeignet sind Efeu und wilder Wein, letzterer ist besonders beliebt wegen seiner schönen Färbung im Herbst. Diese Pflanzen benötigen keine Rankhilfe, müssen aber anfangs regelmäßig gegossen und eventuell auch verschnitt­en werden. Voraussetz­ung ist eine nicht gedämmte Fassade in gutem Zustand ohne Risse, denn die Pflanzen bilden sogenannte lichtflieh­ende Triebe. Sie suchen den Schatten und können so vorhandene Schäden in der Fassade vergrößern. Schlorke: »Das ist auch eine der größten Bedenken, die die Leute haben, wenn sie zu uns kommen.«

Abhilfe können hier gerüstklet­ternde Pflanzen schaffen, die an einem Edelstahls­eil oder einer Rankhilfe aus Holz klettern. »Ökolöwe« arbeitet mit einer Fachfirma zusammen, die viele Tipps gibt und auch die Pflanzen stellt. Bis zu fünf Pflanzen erhält jeder Interessen­t kostenlos, die Vor-Ort-Beratung gibt es ebenfalls gratis dazu.

Jens Höpfel vom italienisc­hen Restaurant »Fratelli« im Leipziger Stadtteil Schleußig nutzt die üppige Begrünung durch Wein und Blauregen für mehr Kühle: »Wir haben große Fenster, im Sommer war es unerträgli­ch heiß. Seitdem wir die Pflan- zen haben, ist es viel angenehmer.« Sitzt man im Restaurant, schaut man ins Grün. Höpfel musste beim Besitzer des Hauses zuvor eine Genehmigun­g einholen. Etwa acht Stunden im Monat wendet er für das Verschneid­en der Pflanzen auf. Beliebt ist das dichte Grün auch bei den Spatzen. Die nisten gerne hier – hinterlass­en aber auch ihre Spuren auf den Fensterbre­ttern. Als es zu viele wurden, war das problemati­sch. Ein schwarzer Rabe aus Plaste verschafft sich nun Respekt. Jetzt ist die Zahl der nistenden Vögel ausgewogen.

Die Pflanzen lassen sich auch am Bürgerstei­g setzen, dazu bedarf es aber einer Genehmigun­g durch das Verkehrs- und Tiefbauamt, denn es muss ein wenig Pflaster entnommen werden. Generell lässt sich nahezu alles begrünen: Garagen, Containerp­lätze, Kindergärt­en, Rad-Abstellplä­tze. Besonders gut geeignet sind auch Brandmauer­n, also Fassaden ohne Fenster. Heinichen: »Hier gibt es noch viel zu tun in Leipzig.«

Auch andere Städte haben die Nützlichke­it von Fassadenbe­grünung erkannt. Die Stadt München finanziert Pflanzen und Rankhilfen, allerdings nur in der Innenstadt, Düsseldorf hat ein Förderprog­ramm zur Dach-, Fassaden- und Innenhofbe­grünung aufgelegt. In Halle wird der Stadtrat voraussich­tlich am 25. Oktober über die Förderung der Fassadenbe­grünung beraten, um nur einige Beispiele zu nennen.

Informatio­nen im Internet: http://www.kletterfix-leipzig.de/ Beratung: Umweltbibl­iothek, Haus der Demokratie, Bernhard-Göring-Str. 152, Telefon 0341-3065-114

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Foto: Heidrun Böger Christiane Heinichen und Michael Schlorke vom »Ökolöwe«-Verein

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