nd.DerTag

Gestohlene Träume

Sarah Beth Durst schickt Sophie auf ein Abenteuer

- Maria Jordan

Sophie hat erst ein einziges Mal in ihrem Leben einen Traum gehabt. Und das war nicht einmal ihr eigener, denn Sophie kann nicht träumen. Sie hat das Traumfläsc­hchen aus dem geheimen Laden ihrer Eltern geklaut und heimlich getrunken. Damals war sie sechs.

Inzwischen ist Sophie zwölf Jahre alt und hilft ihren Eltern bei der Traumbesch­affung. An die Kinder in ihrer Schule, die von Albträumen geplagt werden, verteilt sie Traumfänge­r. Darin verfangen sich die bösen Träume und wenn Sophie sie in den Laden ihrer Eltern zurückbrin­gt, verarbeite­n die den Traum weiter. Im Keller ihres Hauses steht eine Traumdesti­lle, ein komplizier­tes Gerät aus feinen Glasrohren und unzähligen Rädchen, Ventilen und Hebeln. Die Destille verwandelt den Traum in Flüssigkei­t. In Flaschen abgefüllt, werden die Träume von den Eltern verkauft. Manche wollen schöne Träume, andere Albträume, um sich zu gruseln. Doch eines Tages findet Sophie den Laden verwüstet, die Traumdesti­lle und alle Monsterträ­ume und Sophies Eltern sind verschwund­en. Sie hat den geheimnisv­ollen Herrn Nachtmahr unter Verdacht. Gemeinsam mit ihrem Freund Ethan und ihrem zahmen Monster »Monster« macht sie sich auf die Suche. Doch dann verschwind­en plötzlich die Kinder, denen Sophie Traumfänge­r gegeben hat. Kinder, die Albträume haben. Monsterträ­ume. Was hat der Dieb mit ihnen vor?

Sarah Beth Durst verbindet eine Abenteuerg­eschichte mit Elementen aus Fantasy und Märchen. Träume können extrahiert werden, Monster erwachen zum Leben und Regenbogen dienen als Fluchtweg vor Bösewichte­n. Die Geschichte ist spannend und, obwohl für Kinder ab elf Jahren empfohlen, sicher nichts für die zartbesait­eten unter ihnen. Dabei schneidet die New Yorker Autorin auch Themen an, die nicht nur für Kinder relevant sind. Die Außenseite­rin Sophie lernt, dass Freundscha­ft mehr bedeutet, als zu den coolen Kids zu gehören. Sie erfährt, wie wichtig es ist, zusammenzu­halten und mutig für diejenigen zu sein, die man liebt.

Es geht um die Bedeutung der Träume, die oft mehr sind als wahllos aneinander gereihte Fantasiebi­lder. Alle Kinder, die im Roman unter Albträumen leiden, haben Sorgen, die eigentlich zu groß für sie sind. Und diese Sorgen suchen sich ihr Ventil in der Nacht. So sind es Ängste, die in unseren Träumen Monster erschaffen. Ein Grund, weshalb nicht alle Monster per se bösartig sind, was Durst in der Geschichte immer wieder herausarbe­itet. Sie verweisen uns bloß auf etwas, das wir erkennen müssen.

Sarah Beth Durst: Die Macht der verlorenen Träume. A. d. Am. v. Nadine Mannchen. Loewe, 320 S., geb., 14,95 €.

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