Orte und Tatorte
Über zwei Dezennien nach dem Abzug der sowjetischen respektive russischen Streitkräfte von deutschem Boden sind Spuren ihrer über vierzigjährigen Präsenz allerorten in Ostdeutschland zu entdecken wie hier in Lychen. »So wie die Streitkräfte der NATO über die nukleare Teilhabe in das Bündnis integriert waren, existierte ein ähnliches, aber de facto nie propagiertes Pendant aufseiten der Warschauer Vertragskoalition«, informieren Stefan Büttner und Martin Kaule. Seit Ende der 1950er Jahre hätte auch die Sowjetarmee Kernwaffen in der DDR gelagert – in streng geheimen Depots bei Lychen und Stolzenhain. »Spuren des Kalten Krieges. Bunker, Grenzen und Kasernen« suchten und fanden die zwei Fotografen und Hobbyhistoriker rund um den Globus. Sie entdeckten und dokumentieren 120 Orte in 32 Ländern der Welt, von Albanien über Frankreich und Großbritannien, Russland und Serbien bis Vietnam. Eine Entdeckungsreise in die Vergangenheit, die längst Vergessenes oder Verdrängtes wieder ins Bewusstsein befördert. Die Nachnutzung der Orte und Tatorte der einstigen Systemauseinandersetzung falle ganz unterschiedlich aus, so die Autoren. »Mal wurden sie zu Museen oder Dokumentationsstätten umfunktioniert, einige Objekte werden heute als Hotel oder Gewerbegebiet genutzt, andere Liegenschaften sind sich selbst überlassen und wurden bewusst oder unbewusst dem Verfall ausgeliefert. An wenigen Orten erinnern Informationstafeln an ihre Rolle im Kalten Krieg.« (Mitteldeutscher Verlag, 238 S., geb., 29,95 €).