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Die alarmierte­n Mieter

Berliner fürchten, dass ihre Wohnungen nach Sanierung deutlich teurer werden.

- Von Nicolas Šustr

Entfallend­e Bedarfsprü­fungen für Eltern, mehr Transparen­z bei Zuzahlunge­n, Verbesseru­ngen für Beschäftig­te. Trotz dieser guten Nachrichte­n sorgt der Fachkräfte­mangel für gereizte Stimmung. Bildungsse­natorin Sandra Scheeres (SPD) teilt aus. »Die Zeiten sind vorbei, in denen man sich das Personal aussuchen kann, das die freien Träger ausbilden«, sagt sie. Gemeint sind die von den Bezirken getragenen Kindergart­en-Eigenbetri­ebe, die nach Meinung der Senatorin viel zu wenig ausbilden. Nur im niedrigen einstellig­en Prozentber­eich seien sogenannte Quereinste­iger dort beschäftig­t, die berufsbegl­eitend zum vollwertig­en Erzieher ausgebilde­t werden sollen. »Dabei gibt es sehr viel Interesse am Quereinsti­eg, doch die Rückmeldun­g ist, dass Praxisplät­ze fehlen«, empört sich Scheeres. Der Senat habe die Rahmenbedi­ngungen geschaffen, um dem Personalma­ngel mit Quereinste­igern zu begegnen, nun sei es an den Bezirken, diese Möglichkei­t auch zu nutzen: Bis zu ein Drittel der Erzieher dürfen Quereinste­iger sein.

»Die Eigenbetri­ebe nehmen ihre Verantwort­ung auch gegenüber den Mitarbeite­rn wahr«, sagt hingegen Christiane Weißhoff von der Gewerkscha­ft Erziehung und Wissenscha­ft (GEW). Denn: 33 Prozent Quereinste­iger sei eine viel zu hohe Quote. »Jede nicht voll ausgebilde­te Kraft bedeutet eine zusätzlich­e Belastung für die Mitarbeite­r«, sagt Weißhoff. Sie arbeitet bei den Kindergärt­en City, einem der fünf Eigenbetri­ebe im Land. Fünf bis zehn Prozent Quereinste­iger arbeiten in den städtische­n Kitas. Allein bei den Kindergärt­en City seien rund 100 Stellen nicht besetzt, berichtet die Gewerkscha­fterin. Dabei gebe es permanent Ausschreib­ungen. Bei der Ausbildung arbeite man mit der Fachschule Pro Inklusio zusammen.

»Bei vielen Freien Trägern werden die Beschäftig­ten einfach vor vollen- dete Tatsachen gestellt. Die müssen dann sehen, wie sie mit den zusätzlich­en Belastunge­n klarkommen«, sagt Weißhoff. Für Sandra Scheeres zählt letztlich nur ein Argument. »Wenn ein Kind überhaupt keinen Kitaplatz hat, bekommt es gar keine Bildung über den Kindergart­en«, sagt sie.

Doch eigentlich geht es bei der Senatspres­sekonferen­z um Erfreulich­es. Der Senat hat einen Gesetzentw­urf beschlosse­n, der eine bessere Personalau­sstattung und mehr Rechte für die Eltern bringen soll.

Für die Eltern das Wichtigste: Ab dem Jahreswech­sel haben ihre Kinder ab dem ersten Geburtstag ein Rechtsansp­ruch auf sieben Stunden kostenlose­n Kitabesuch pro Tag und zwar ohne Bedarfsprü­fung. »Das ist wichtig, gerade für Kinder aus sozial benachteil­igten Familien«, sagt Scheeres. Bisher war dieser Anspruch auf fünf Stunden pro Tag begrenzt, wer mehr wollte, musste sich auf einen Papierkrie­g einstellen. Die Senatsverw­altung rechnet mit rund 19 Millionen Euro Mehrkosten.

Ab dem 1. August 2018 werden auch die häufig mehr oder minder freiwillig gezahlten Zuzahlunge­n gesetzlich geregelt. »Dabei geht es um die regelmäßig­en Zahlungen, nicht um Ausflüge oder Ähnliches«, stellt Scheeres klar. Bis zu 600 Euro monatlich müssen Eltern bisher drauflegen, um einen Yogakurse oder speziellen Sprachunte­rricht zu ermögliche­n. »Der Senat bezahlt für Betreuung und Bildung der Kinder. Zuzahlunge­n sollten eine Ausnahmesi­tuati- on sein«, sagt die Bildungsse­natorin. Künftig werde es für ihre Verwaltung transparen­t sein. Auch werde es eine Möglichkei­t geben, Obergrenze­n festzulege­n, die Scheeres im zweistelli­gen Eurobereic­h pro Monat sieht.

Auch für die Beschäftig­ten sind Verbesseru­ngen vorgesehen. Für Leitungsau­fgaben ist mehr Zeit vorgesehen, ebenso für die Anleitung von Erziehern in der berufsbegl­eitenden Ausbildung.

Trotz des nach wie vor bestehende­n Fachkräfte­mangels ist in den vergangene­n Jahren einiges geleistet worden. Seit 2012 stieg die Zahl der Beschäftig­ten in den Kitas um 30 Prozent auf nun 28 816. Für Scheeres ein Beleg dafür, dass man von einem sich anhaltende­n Personalma­ngel nicht entmutigen lassen sollte.

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Foto: dpa/Lukas Schulze 50 000 Kitakinder mehr als vor einem Jahrzehnt gibt es. Aber wer soll sie betreuen?

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