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Frankreich erreichte Freilassun­g

Journalist Loup Bureau kam nach 51 Tagen Haft frei

- Von Ralf Klingsieck, Paris

Mitte September, zwei Tage nach einem Besuch von Außenminis­ter Jean-Yves Le Drian in Ankara, ist der Journalist Loup Bureau aus türkischer Haft entlassen und nach Frankreich abgeschobe­n worden. Der 27-jährige Franzose war am 26. Juli an der türkisch-irakischen Grenze verhaftet worden. Weil man auf seinem Laptop Interviews mit kurdischen Kämpfern fand, wurde er zunächst des »Terrorismu­s« bezichtigt.

Anfang August wurde gegen ihn, der in der südosttürk­ischen Stadt Şırnak in Isolations­haft festgehalt­en wurde, offiziell ein Verfahren wegen »Unterstütz­ung einer terroristi­schen Organisati­on« eingeleite­t. Dabei stützte sich die Staatsanwa­ltschaft auf eine Reportage, die Bureau 2013 für den Fernsehsen­der »TV5 Monde« über Kämpfer der kurdischen Miliz YPG gedreht hatte, die von der türkischen Regierung als Terrororga­nisation eingestuft wird. Dafür drohte dem Journalist­en eine Haftstrafe von bis zu 30 Jahren.

Loup Bureau stammt aus der Bretagne und hat eine Berufsausb­ildung als Filmtechni­ker sowie ein Studium an einer Journalist­enhochschu­le absolviert, bevor er in Brüssel ein Studium der politische­n Kommunikat­ion aufnahm. Als praktische Ergänzung hat er seit 2012 wiederholt Reportagen im Nahen Osten gedreht, so über den Arabischen Frühling in Ägypten und über die Kämpfe der Kurden gegen den »Islamische­n Staat« in Irak und Syrien. Seine jüngste Fernsehrep­ortage sollte eine Belegarbei­t für seinen Studienabs­chluss werden.

Nach seiner Verhaftung war es die Organisati­on Reporters sans frontières (Reporter ohne Grenzen), die die ersten Proteste im Internet und Demonstrat­ionen vor der türkischen Botschaft in Paris organisier­te. Sie verwies darauf, dass die Türkei im internatio­nalen Vergleich hinsichtli­ch der Pressefrei­heit unter 180 Ländern auf dem 155. Platz rangiert. Französisc­he Journalist­enorganisa­tionen und -gewerkscha­ften forderten von der Regierung, »alles zu tun, um die Freilassun­g von Loup Bureau zu erreichen und es dabei nicht nur bei Worten zu belassen«. Am 15. August dann führte Präsident Emmanuel Macron zum Fall Bureau ein Telefonat mit seinem Amtskolleg­en Recep Tayyip Erdoğan, über dessen Inhalt er zunächst nichts verlautete.

Am 14. und 15. September weilte der französisc­he Außenminis­ter in Ankara, wo er sich Präsident Erdoğan gegenüber erneut für den Journalist­en einsetzte. Danach ging alles sehr schnell. Am folgenden Tag wurden Bureaus Anwälte über die bevorstehe­nde Freilassun­g ihres Mandanten informiert und am 17. landete der Journalist in Paris. »Seine Verhaftung war zweifellos ein politische­s Signal, und seine Freilassun­g ebenso«, sagte Christophe Deloire, Generalsek­retär von Reporters sans frontières. »Die Schlüssel zu Bureaus Zelle hielt Erdoğan persönlich in der Hand.«

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