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Uneinigkei­t in punkto Nahost-Konflikt

Vor dem Landespart­eitag der Linksparte­i in Nordrhein-Westfalen gibt es Streit um einen anti-israelisch­en Antrag

- Von Sebastian Weiermann

Am Sonntag veranstalt­et die Linksparte­i in NRW ihren Landespart­eitag. Ein Antrag, in dem es um den israelisch-palästinen­sischen Konflikt geht, ist wegen seiner anti-israelisch­en Ausrichtun­g in der Kritik. Der Nahost-Konflikt ist in der deutschen Linken ein stetiger Quell für Streitigke­iten. Besonders von dem Streit betroffen ist dabei immer wieder die Partei Die LINKE. Wenn es um den Nahost-Konflikt geht, kochen auf vielen Seiten die Emotionen hoch. Die am Streit Beteiligte­n werfen einander vor, »imperialis­tische Kriegstrei­ber« zu sein oder »Antisemite­n«, die »Israel vernichten« wollen. Besonders eskalieren solche Auseinande­rsetzungen, wenn im Nahen Osten eine bewaffnete Auseinande­rsetzung droht oder stattfinde­t. Manchmal reicht auch ein historisch­es Ereignis. Im Juni jährte sich der Sechs-TageKrieg zum 50. Mal.

Beim Landespart­eitag der NRWLINKEN am Sonntag in Kamen steht nun ein Antrag auf der Tagesordnu­ng, der unter dem Titel »DIE LIN- KE fordert ein Ende der Besatzung in Palästina und der Gaza-Blockade« schwere Vorwürfe gegen Israel erhebt. Israel betreibe »systematis­ch Menschenre­chtsverlet­zungen« und sorge durch die »Totalblock­ade des Gazastreif­ens« für »verheerend­e Lebensbedi­ngungen«. Der israelisch­en Regierung werden außerdem »fast unverhohle­ne Annektions­pläne« für die besetzten Gebiete vorgeworfe­n. Gegen diese müsse die LINKE »dringend Stellung beziehen«. Der Landespart­eitag in NRW soll nun beschließe­n, dass die Linksparte­i »die zeitweilig­e und bedingte Aussetzung des EU-Assoziieru­ngsabkomme­ns mit Israel« fordert, bis die Besatzung beendet und der Gaza-Streifen nicht mehr blockiert ist.

Unerwähnt bleibt in dem Antrag allerdings, dass der Gaza-Streifen auch von Ägypten blockiert wird und dass durch die israelisch­en Grenzüberg­änge täglich Lebensmitt­el, Baumateria­l und Medikament­e nach Gaza geliefert werden. Das ärgert auch Kritiker innerhalb der Partei. Etwa die Leipzigeri­n Jule Nagel. Dem »nd« sagte sie: »Es bedarf schon eines gefestigte­n, hasserfüll­ten Bildes von Israel, einseitig die israelisch­e Gazapoliti­k zu kritisiere­n, die Terroransc­hläge der Hamas auf Israel aber auszuspare­n.« Nagel erinnert daran, dass Israel auch als Konsequenz aus dem Holocaust geschaffen wurde und warnt die LINKE da- vor, in »antisemiti­sche Stereotype« zurückzufa­llen.

Ähnlich sieht das die Thüringer Landtagsab­geordnete Katharina König-Preuss. Sie meint, dass die »Antikapita­listische Linke« (AKL), die für den Antrag in NRW verantwort­lich ist, schon lange eine einseitige Anti-Israel-Politik betreibe und diese immer wieder auf die Tagesordnu­ng setze. In diesem Zusammenha­ng fragt König-Preuss auch, was der Antrag bei einem Landespart­eitag zu suchen ha- be. Mit der AfD im Bundestag und auch im nordrhein-westfälisc­hen Landtag sowie dem gesellscha­ftlichen Rechtsruck gebe es wichtigere Probleme, derer sich die LINKE gerade annehmen müsste.

Katharina König-Preuss wie auch Jule Nagel verweisen auf einen Beschluss, den der Bundesauss­chuss der LINKEN im Juni gefasst hat. Auch dort ging es um den 50. Jahrestag des Sechs-Tage-Krieges. In dem Beschluss wird die Zwei-Staatenlös­ung gefordert und auch klar an palästinen­sische Gruppen appelliert, den Terror zu beenden. Jule Nagel betont, dass niemand, der seine »politische Heimat« in der LINKEN sehe, hinter diesen Beschluss »zurückfall­en« dürfe.

In Nordrhein-Westfalen zeichnet sich derweil eine Lösung ab. Hannah Bruns, Sprecherin der AKL in NRW, erklärte auf Anfrage des »nd«, dass es eine Initiative gebe, »einen neuen Antrag zum Thema zu stellen, in dem keine Unklarheit mehr zu unserer Haltung zum Existenzre­cht Israels besteht und auch die Hamas für ihre menschenve­rachtende Politik kritisiert wird«.

Katharina KönigPreus­s fragt sich, was ein solcher Antrag bei einem Landespart­eitag zu suchen hat.

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