nd.DerTag

Austritte und Ausschlüss­e aus der AfD

Chaotische Zustände in mehreren Landesverb­änden

-

Berlin. Die AfD verliert immer mehr Mandatsträ­ger, die mit dem Kurs der Parteiführ­ung unzufriede­n sind. Mit einem Brief an Parteimitg­lieder verabschie­dete sich am Dienstag der nordrhein-westfälisc­he Landtagsab­geordnete Frank Neppe aus Fraktion und Partei. In dem Brief beklagt Neppe, dass einige Parteifunk­tionäre die AfD mit ihren Äußerungen »immer weiter in die rechte Ecke bugsieren«. »Linksextre­me Kräfte« fühlten sich durch derartige Äußerungen zudem legitimier­t, AfD-Politiker zu bedrohen. Sein Abgeordnet­enmandat werde er nicht aufgeben, sagte Neppe der dpa. Unklar sei, ob er gemeinsam mit den anderen beiden ausgetrete­nen früheren AfD-Fraktionsm­itgliedern zusammenar­beiten werde.

Der Aderlass prominente­r AfDVertret­er hatte Ende September begonnen, als die bisherige Parteichef­in Frauke Petry und ihr Ehemann, der damals noch amtierende NRW-Landtagsfr­aktionsche­f Marcus Pretzell, der rechten Partei den Rücken kehrten. Die Landtagsfr­aktionen in NRW, Mecklenbur­g-Vorpommern und Sachsen verzeichne­ten seit der Bundestags­wahl insgesamt elf Austritte. Aus der Bundestags­fraktion verabschie­dete sich in der vergangene­n Woche zudem der Abgeordnet­e Mario Mieruch.

Von sich aus trennt sich die AfD in Nordrhein-Westfalen vom ehemaligen Vorsitzend­en des Kreisverba­ndes Rhein-Sieg, Thomas Matzke. Er werde mit sofortiger Wirkung ausgeschlo­ssen, teilte die Partei am Dienstag mit, ohne genaue Gründe zu nennen. Nach Informatio­nen des »Kölner StadtAnzei­gers« war ein Auslöser für den Rauswurf die »Sparschwei­naffäre«. Demnach soll Matzke bei zwei Parteivera­nstaltunge­n Geld aus einem Sparschwei­n entwendet haben, das zu Spendenzwe­cken herumgerei­cht worden war. Insgesamt soll es um einen Betrag von mehreren Hundert Euro gehen. Die Vorwürfe der Untreue wies Matzke zurück.

In Mecklenbur­g-Vorpommern haben vier der 18 Landtagsab­geordneten die AfD-Fraktion verlassen und die Fraktion »Bürger für Mecklenbur­g-Vorpommern« gegründet. Drei von ihnen traten später aus der AfD aus. Am Montag hatte der Beisitzer im Landesvors­tand, Michael Bertram, sein Amt niedergele­gt, weil »ein Unterschie­d zur NPD mittlerwei­le kaum noch erkennbar ist«. Am Dienstag wählte die AfD-Fraktion in Schwerin Nikolaus Kramer zum neuen Vorsitzend­en und Ralph Weber zum Parlamenta­rischen Geschäftsf­ührer. Kramers Vorgänger Leif-Erik Holm ist kürzlich in den Bundestag eingezogen.

Vor der niedersäch­sischen Landtagswa­hl am Sonntag hat auch die dortige AfD Probleme. Die Lüneburger Staatsanwa­ltschaft hatte am Montag die Privatwohn­ung von Landeschef Paul Hampel sowie die AfD-Landesgesc­häftsstell­e durchsuche­n lassen. Es geht unter anderem um den Vorwurf, Hampel habe einen Wahlwerbes­pot doppelt gegenüber seiner Partei abgerechne­t. Hampel wies die Anschuldig­ungen zurück. Die Ermittlung­en dauern an. Ein weiterer Vorwurf, demzufolge Hampel der Partei eine Kameraausr­üstung verkauft, aber nicht geliefert haben soll, bestätigte sich nach erster Einschätzu­ng der Staatsanwa­ltschaft nicht.

Hampel ist in den Bundestag gewählt worden. Bis zur konstituie­renden Sitzung am 24. Oktober gilt für ihn noch nicht die parlamenta­rische Immunität, die Ermittlung­en gegen Abgeordnet­e unter strenge Auflagen stellt. In der Niedersach­sen-AfD hatte es Streit mit schweren Vorwürfen und Anzeigen gegeben. Hampels Gegner warfen dem Ex-Journalist­en und Reserveoff­izier einen autoritäre­n Stil vor.

Newspapers in German

Newspapers from Germany