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Ämterchaos stoppte Amris Abschiebun­g

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Mit einem gekaperten Lkw hatte der Tunesier am 19. Dezember auf dem Weihnachts­markt an der Gedächtnis­kirche ein Massaker angerichte­t – es hätte wohl nicht soweit kommen müssen.

Der Attentäter vom Berliner Weihnachts­markt, Anis Amri, hätte einem Medienberi­cht zufolge womöglich frühzeitig in sein Heimatland Tunesien abgeschobe­n werden können. Die Abschiebun­g habe sich immer wieder verzögert, weil die tunesische­n Behörden für das Ausstellen von Ersatzausw­eispapiere­n nicht nur Fotos und Fingerabdr­ücke verlangt hätten, sondern auch Abdrücke der gesamten Handfläche­n, berichtete­n »Berliner Morgenpost« und Rundfunk BerlinBran­denburg (rbb) am Montag.

Dem Bericht zufolge lagen solche Abdrücke dem Bundeskrim­inalamt (BKA) bereits seit Juli 2015 vor. Eine BKA-Sprecherin sagte demnach, dass die Handfläche­nabdrücke, da man selbst nicht für die Abschiebun­g Amris zuständig gewesen sei, auch nicht an die zuständige­n Ausländerb­ehörden in Nordrhein-Westfalen weitergele­itet wurden. Die Behörden hätten beim BKA auch nie nachgefrag­t.

Dies sei einerseits Schlampere­i, sagte André Hahn (LINKE), stellvertr­etender Vorsitzend­er des Parlamenta­rischen Kontrollgr­emiums des Bundestags, dem rbb. Auf der anderen Seite sei es aber auch ein »strukturel­les Versagen, wenn die eine Hand nicht weiß, was die andere macht, wenn man nicht in eigene Computer hineinsieh­t und entspreche­nde Daten dort vorfindet, die man eigentlich seit langem sucht«.

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