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Kreisrefor­m mit Wackelkand­idaten

Linksfrakt­ionschef: Ohne eigene Mehrheit von Rot-Rot wird nicht aus dem Neuzuschni­tt

- Von Wilfried Neiße

Klappt die Kreisgebie­tsreform? Linksfrakt­ionschef Ralf Christoffe­rs ist optimistis­ch. Allerdings brauche es eine »eigenen Mehrheit der Koalition«, bestätigte er am Dienstag. Trotz der nahezu einhellige­n Ablehnung des Vorhabens durch die Kommunen zeigt sich Linksfrakt­ionschef Ralf Christoffe­rs optimistis­ch, was die Erfolgsaus­sichten für eine Funktional- und Kreisgebie­tsreform betrifft. Allerdings werde es diese Reformen »nur mit einer eigenen Mehrheit der Koalition geben«, bestätigte er am Dienstag. Rot-Rot hat im Parlament nur drei Stimmen über den Durst und einige »Wackelkand­idaten« insbesonde­re in der SPD.

Aber »auch bei uns gibt es weiter Diskussion­en«, bestätigte Christoffe­rs. Die Anhörung der Oberbürger­meister und Landräte am Montag werde ausgewerte­t. Dafür ist Gelegenhei­t bei der zweitägige­n Klausur der Linksfrakt­ion, die an diesem Mittwoch und am Donnerstag stattfinde­t. Etwa zeitgleich befindet sich auch die SPD-Fraktion in Klausur. An den Äußerungen der Landräte in der Anhörung habe ihn »einiges verwundert«, sagte Christoffe­rs. Er wollte gern »abwarten, was der zweite Teil der Anhörung bringt«.

Unter anderem die Gewerkscha­ften waren am Dienstag im Innenaussc­huss geladen und einzig ver.diLandesbe­zirkschefi­n Susanne Stumpenhus­en mochte die Kommunalre­form nicht in Gänze ablehnen. Das Bundesland benötige eine Verwaltung, die auch noch in zehn oder 20 Jahren funktionie­rt, erklärte sie vor den Abgeordnet­en. Es sei richtig, bürgernahe Strukturen im Blick zu haben. Stumpenhus­en appelliert­e an alle Fraktionen, sich nicht einfach zu verweigern, sondern nach den besten Lösungen zu suchen. Allerdings räumte sie ein, dass nach diversen Korrekture­n und Änderungen am Gesetzentw­urf nur noch 25 Beamte und wenig mehr Angestellt­e betroffen sind, für die ihre Gewerkscha­ft zuständig wäre.

Anders die für Forstarbei­ter mit zuständige IG Bauen-Agrar-Umwelt. Sie lehnte am Dienstag den Gesetz- entwurf zur Kommunalre­form in Bausch und Bogen ab.

Zu den Reaktionen aus den Kommunen sagte Christoffe­rs, er würde gern die Gegenvorsc­hläge hören, mit denen der Landkreist­ag und der Städte- und Gemeindebu­nd auf die Notwendigk­eiten einer Reform reagieren wollen. Aus seiner Sicht sei die Annahme eines drastische­n Bevölkerun­gsrückgang­s in den berlinfern­en Regionen Brandenbur­gs nicht widerlegt. »Alle Prognosen sagen, die Schülerzah­l geht weiter zurück.« Daran, dass die einschneid­ende Kommunalre­form im besten Falle mit knapper Landtagsme­hrheit beschlosse­n werden würde, könne er nichts ändern. »Sie kennen die Wahlergebn­isse.«

Bei der Anhörung im Innenaussc­huss hatte Potsdams Oberbürger­meister Jann Jakobs (SPD) mit Blick auf die Ergebnisse der Bundestags­wahl erklärt: »Wenn es darum geht, Menschen an politische­n Prozessen teilhaben lassen zu wollen, dann ist eine Kreisrefor­m eher kontraprod­uktiv.« Vor allem im Süden Brandenbur­gs sind die SPD-Unterbezir­ke kaum auf Linie zu bringen. Aber auch innerhalb der Linksparte­i äußern viele ihre »Bauchschme­rzen«.

Ursprüngli­ch wollte das Land etliche Aufgaben samt Mitarbeite­rstab an die Landkreise abgeben. Was von diesen Plänen übrig geblieben sei, rechtferti­ge nicht mehr den Ausdruck »Reform«, sagte Potsdam-Mittelmark­s Landrat Wolfgang Blasig (SPD). Dennoch sei er nicht für eine Verschiebu­ng. Sonst werde es überhaupt keine Reform geben.

Im Landtag abgestimmt werden soll im November. Bis dahin finden noch drei weitere Anhörungen im Innenaussc­huss statt. Innerhalb der SPD wächst der Gegendruck. In Cottbus und in der Uckermark wird ein Stopp der Kommunalre­form verlangt.

Nach geharnisch­ten Protesten hat die rot-rote Regierung die Übertragun­g von Aufgaben des Landes an die Kommunen deutlich abgeschwäc­ht. Übrig geblieben sind etwa 400 Stellen, die auf die kommunale Ebene überführt werden. Geplant waren einmal 1000. Wirklich betroffen ist mit allein 325 Mitarbeite­rn nun noch die Landesfors­tverwaltun­g.

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