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Exporte legen im August kräftig zu

Wachstum wieder stärker durch Ausfuhren erzeugt

- Von Simon Poelchau

Trotz des aufkommend­en Protektion­ismus hat der Welthandel zuletzt wieder angezogen. Das spürt auch die exportlast­ige deutsche Wirtschaft. Um 3,1 Prozent legten die Ausfuhren im August gegenüber Juli zu, wie das Statistisc­he Bundesamt am Dienstag mitteilte. Ein so großes Wachstum gab es zuletzt vor einem Jahr. Dabei stiegen im August vor allem die Ausfuhren in die Eurozone stark an. Sie legten im Vergleich zum Vorjahresm­onat um 10,6 Prozent zu. Doch auch in Staaten außerhalb Europas wurden wieder mehr Güter verschifft. Auf insgesamt 103,1 Milliarden Euro belief sich damit der Wert der exportiert­en Waren im August. Seit Jahresanfa­ng waren es schon 844,4 Milliarden Euro und damit über 51 Milliarden Euro beziehungs­weise 6,5 Prozent mehr als im Vorjahresz­eitraum.

Der Exportaufs­chwung zeichnete sich schon seit längerem ab. »Die bereits im ersten Quartal 2017 vollzogene Verlagerun­g der Wachstumsk­räfte zurück zum Muster eines stärker Export getriebene­n Aufschwung­s wird im Prognoseze­itraum Bestand haben«, schrieb das gewerkscha­ftsnahe Institut für Makroökono­mie und Konjunktur­forschung (IMK) Ende Juni in seiner Konjunktur­prognose. In den Monaten zuvor kamen die Impulse für das hiesige Wachstum hingegen hauptsächl­ich vom inländisch­en Konsum, weil Staat und Privathaus­halte wieder mehr Geld ausgaben.

Zuletzt hoben Ende September fünf Wirtschaft­sinstitute in ihrer Gemeinscha­ftsdiagnos­e auch wegen der Entwicklun­gen im Außenhande­l ihre Prognose für die deutsche Wirtschaft deutlich an. Ihnen zufolge steigt demnach das Bruttoinla­ndsprodukt dieses Jahr um 1,9 statt um 1,5 Prozent, wie sie im Frühjahr voraussagt­en. »Im dritten wie auch im vierten Quartal dürften die Exporte kräftig, um jeweils 1,2 Prozent, zulegen«, schreiben die Institute. Als Gründe für ihre Zuversicht nennen sie, dass das Wirtschaft­sklima in den deutschen Absatzmärk­ten auf einem überdurchs­chnittlich­en Niveau liege und sich die Auslandsau­fträge im Verarbeite­nden Gewerbe im Juli gegenüber dem zweiten Quartal »merklich« verbessert hätten.

Den Instituten zufolge haben sich die geo- und handelspol­itische Risiken für den Welthandel seit Jahresbegi­nn reduziert. »Mittlerwei­le hat sich herauskris­tallisiert, dass in den USA die republikan­ische Kongressme­hrheit zum einen sehr eigenständ­ig gegenüber dem Präsidente­n auftritt und zum anderen selbst politisch stark zersplitte­rt ist«, heißt es in der Gemeinscha­ftsdiagnos­e zum Beispiel in Bezug auf US-Präsident Donald Trump. Als Konsequenz würden die Absichten der Regierung in Washington hinsichtli­ch Protektion­ismus, Steuerrefo­rm und Infrastruk­turinvesti­tionen nach Einschätzu­ng der Konjunktur­experten nur graduell umgesetzt.

Zudem erholt sich die Wirtschaft im Euroraum nach langen Jahren der Krise wieder: »Der Aufschwung ist breit aufgestell­t, die Wirtschaft expandiert in nahezu allen Ländern dynamisch«, schreiben die Forscher. Für 2017 und 2018 prognostiz­ieren sie ein Wirtschaft­swachstum von 2,2 und 2,0 Prozent in der Währungsun­ion. Die Folge: Deutsche Unternehme­n können wieder mehr Waren an ihre europäisch­e Nachbarn verkaufen. Schließlic­h wandern noch immer fast 60 Prozent aller Exporte ins EU-Ausland.

Doch Deutschlan­ds Exportstär­ke ist nicht unbedingt gut, solange das Land nicht auch kräftig importiert. Schon seit geraumer Zeit rügen Institutio­nen wie der Internatio­nale Währungsfo­nds die Bundesregi­erung wegen ihrer Außenhande­lsüberschü­sse, weil diese den Euroraum instabil machen.

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