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»Es war apokalypti­sch«

Feuerwalze in Kalifornie­n tötet mindestens zehn Menschen und vernichtet 1500 Häuser

- Von Barbara Munker, Santa Rosa

Kalifornie­ns Weinregion­en Sonoma und Napa sind gewöhnlich Bilderbuch­landschaft­en. Jetzt aber steht schwarzer Rauch über schwelende­n Überresten eines Infernos. Mindestens zehn Menschen sterben. Die Feuerwalze kam völlig überrasche­nd, mitten in der Nacht. »Ich sah diese riesige, orange Wand im Dunkeln vor mir«, erzählt Victoria Fleming. »Und dann machte es Bumm!Bumm!, als die PropangasF­laschen explodiert­en«, beschreibt die 36-jährige Sozialarbe­iterin das nächtliche Flammeninf­erno nahe ihres Hauses in Santa Rosa. Schnell Ausweise, Computer und ein paar Kleidungss­tücke gepackt. Mit Mann, dreijährig­er Tochter und Hund hätte sie rasch die Flucht ergriffen, schildert Fleming Stunden später. Bei der Fahrt zu ihrer Mutter ins rund 100 Kilometer entfernte San Leandro bei Oakland sei Asche auf sie herunterge­regnet. Am Montagaben­d bangte die Familie in sicherer Entfernung um ihr Haus in Santa Rosa. »Es liegt mitten in Brandzone. Wir wissen nicht, ob es noch steht«, sagt Fleming. »Wir haben Glück, dass wir noch leben.«

Mindestens zehn Menschen sind der Feuerwalze nicht entkommen. Allein sieben Tote gab es im Bezirk Sonoma County, wie die Polizei in der Weinbaureg­ion am Montag mitteilte. Die Behörden befürchten weitere Opfer, wenn das ganze Ausmaß des Infernos bekannt wird.

»Es war apokalypti­sch«, schildert John LemMon im Weinort Glen Ellen dem »San Francisco Chronicle«. Er habe bis in die Nacht auf dem Dach sei- nes Hauses mit dem Gartenschl­auch Flammen und glühende Asche gelöscht. Dann sei er um Mitternach­t mit seiner Familie geflüchtet.

Bei starkem Wind hatten sich mehr als ein Dutzend Brände über Nacht rasch ausgebreit­et. Sie schlugen Zigtausend­e Menschen in die Flucht. Nach Schätzunge­n sollen 1500 Gebäude abgebrannt sein. Fernsehbil­der zeigen eine glimmende Mondlandsc­haft, wo einst kleine Reihenhäus­er standen. Aus der Asche ragen nur noch gemauerte Schornstei­ne empor, Autos sind zu Blechhülle­n verkohlt.

Es trifft Arme und Reiche gleicherma­ßen. Das Luxushotel Fountaingr­ave Inn in Santa Rosa sei Opfer des verheerend­es Feuers geworden, heißt auf der Webseite des Hotels. Unweit davon brannte ein Trailerpar­k mit Wohnmobile­n ab, eine Bleibe für überwiegen­d ältere Menschen, die von Sozialhilf­e leben. Mehr als 100 Behausunge­n seien zerstört worden, sagte Mitarbeite­r Jim Cook. Es sei ein Wunder, dass alle Menschen in der Anlage gerettet wurden.

Der Rauch von den Buschfeuer­n war auch im knapp 100 Kilometer entfernten San Francisco zu riechen und zu sehen. Gewöhnlich pilgern von dort Ausflügler in die idyllische Weinregion. Daran ist vorerst nicht zu denken. Polizei und Feuerwehr wiesen Besucher an, die Gefahrenzo­ne zu meiden. Für Santa Rosa wurde eine nächtliche Ausgangssp­erre verhängt, auch um Plünderer abzuhalten. Viele Weingüter sind geschlosse­n, wie das herrschaft­liche Chateau St. Jean in Kenwood, so der Hinweis auf der Webseite Landsitzes. Dem »San Francisco Chronicle« zufolge erlitt das Gebäude schwere Schäden.

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Foto: dpa/Paul Kuroda Auch das Hilton Hotel in Santa Rosa brannte ab.
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Foto: dpa/Kent Porter Die Überreste eines Hauses in Santa Rosa

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