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Geschäfte mit Elefanten in Thailand

Tausende Tiere arbeiten in der Tourismusi­ndustrie

- Von Mathias Peer, Bangkok

Zum Soundtrack von »Star Wars« starten die Elefanten ihre Tricks: Erst schleudern sie mit dem Rüssel Dartpfeile auf Luftballon­s. In der Pause können Besucher der 2000 Gäste fassenden Elefantena­rena im thailändis­chen Pattaya für ein Foto Klimmzüge an den Stoßzähnen machen. Die Schweizeri­n Claudia Schaad beobachtet die Szenerie: »Natürlich fragt man sich, ob das mit Blick auf den Tierschutz vertretbar ist.«

Tierschutz­organisati­onen wie Peta und World Animal Protection (WAP) prangern Elefantens­hows und Reitangebo­te als Tierquäler­ei an. Sie haben große Teile der Reiseindus­trie auf ihre Seite gebracht. Über 100 Reiseveran­stalter, so Thomas Cook und TUI, erklärten, Elefantens­hows aus ihren Katalogen zu streichen. Kritiker klagen: Die gut gemeinten Aktionen drohen den Tieren mehr zu schaden als zu nutzen. Denn alle Elefanten in die Wildnis zu entlassen, ist unmöglich. Es gibt nicht mehr genug unberührte Regenwälde­r. Auch würden sich die oft in Gefangensc­haft aufgewachs­enen Tiere darin nicht zurechtfin­den. Über 2000 Elefanten sind in Thailands Tourismusi­ndustrie im Einsatz – so viele wie in keinem anderen Land. »Wir brauchen den Tourismus, damit es Leute gibt, die sich um die Elefanten kümmern«, sagt Elefantenf­orscher Richard Lair. »Das Wohlergehe­n der Elefanten ist inzwischen abhängig davon, wie viele Urlauber nach Thailand kommen.«

WAP-Aktivisten wollen Elefantenr­eiten und -shows sofort stoppen. Sie streben Anlagen an, die nicht gewinnorie­ntiert arbeiten, keinen Direktkont­akt zwischen Besuchern und Elefanten erlauben und den Tieren eine Umgebung bieten, die den Verhältnis­sen in der Wildnis nahekommt: Die Tiere sollen in Schutzzent­ren genug Platz haben, sich natürlich zu bewegen und in sozialen Gruppen zu leben. Mit den Zentren gibt es in der Praxis jedoch Probleme: Schon jetzt beklagen Experten massiven Etikettens­chwindel. Für Touristen ist es unmöglich festzustel­len, ob die Anlagen den Tieren tatsächlic­h gute Lebensverh­ältnisse bieten.

Die Niederländ­erin Carmen Rademaker ist eine der Gründerinn­en der Asian Captive Elephant Working Group, die für bessere Lebensbedi­ngungen von Elefanten in Gefangensc­haft eintritt. Dass Tierschutz­organisati­onen zum Boykott herkömmlic­her Touristena­ttraktione­n wie Elefantenr­eiten aufrufen und große Teile der westlichen Reiseindus­trie dem gefolgt sind, bezeichnet sie als »ignorant und gefährlich«. Denn betroffen seien Elefantenl­ager unabhängig davon, ob sie den Tieren relativ hohe oder relativ niedrige Standards bieten. Am Ende müssen die hochwertig­eren Lager schließen, die sich an tierschutz­bewusste Europäer wenden.

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