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PFEFFERSPR­AY

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Tabascosoß­e ist ein scharfes Gebräu, traditione­ll hergestell­t aus der gleichnami­gen scharfen Chilisorte. Das, was einem bei ihrem Genuss schier die Zunge wegzuätzen scheint, ist der Wirkstoff Capsaicin. Es gibt Körperstel­len, an denen man diesen auf keinen Fall haben möchte: die Augen, die Nase und andere gut durchblute­te Körperteil­e, die hier nicht näher benannt werden müssen.

Dennoch oder gerade deshalb verwendet die deutsche Polizei bei Demonstrat­ionen hochprozen­tiges sozusagen »waffenfähi­ges« Capsaicin, gemischt mit Lösungsmit­teln: das Pfefferspr­ay. Bei Einsätzen gegen sogenannte Störer_innen löste die feurige Tunke im neuen Jahrtausen­d das angeblich unzuverläs­sige CS-Reizgas ab. Bei dessen Einführung argumentie­rte die Polizei noch, die chemische Keule sei gegenüber dem Schlagstoc­k das »mildere Zwangsmitt­el«, was aber allenfalls mit Einschränk­ungen zutrifft. Denn selbst nach einem vom Beamten gezielt gesetzten Strahl greift des Gas rasch auf Umstehende, möglicherw­eise Unbeteilig­te über. Gesunde setzt das Capsaicin dann bis zu 45 Minuten außer Gefecht, Vorbelaste­te oder Personen unter Drogeneinf­luss haben Schlimmere­s zu befürchten – einige Todesfälle gab es bereits. Ein Beispiel für den übermäßige­n Gebrauch von Pfefferspr­ay sind die Proteste gegen den G20-Gipfel 2017 in Hamburg – stellenwei­se versuchte die Polizei dort allerdings, die beißende Flüssigkei­t von den eingesudel­ten Demonstran­t_innen mit Wasserwerf­ern wieder abzudusche­n.

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Weitere Beiträge aus dieser Serie unter dasND.de/apo
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