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Trump schafft Klimaschut­z ab

Auch Deutschlan­d erreicht seine selbstgest­eckten Ziele nicht

- Von Haidy Damm

Washington. Die US-Regierung von Präsident Donald Trump hat begonnen, ein Klimaprogr­amm seines Vorgängers Barack Obama abzubauen. Der Direktor der Umweltbehö­rde EPA, Scott Pruitt, legte am Dienstag ein Papier vor, wie der »Clean Power Plan« abgeschaff­t werden soll, mit dem die Treibhausg­asemission­en von Kohlekraft­werken verringert werden sollten. Das war ein Grundpfeil­er von Obamas Klimastrat­egie.

Die Bundesregi­erung legt zwar nicht ihre Klimaschut­zpläne auf Eis, wird sie aber deutlich verfehlen, wie aus einem Papier des Umweltmini­steriums hervorgeht. Demnach ist die Reduzierun­g klimaschäd­licher Emissionen um 40 Prozent gegenüber 1990 bis 2020 nicht ansatzweis­e zu erreichen. Laut den Zahlen sei bestenfall­s ein Minus von 32,5 Prozent zu erwarten. Schlimmste­nfalls würden die Emissionen nur um 31,7 Prozent sinken. Schuld seien Kohlekraft­werke sowie die gestiegene Fahrleistu­ng von Pkw und Lkw. Auch werde wegen der niedrigen Ölpreise wieder mehr Öl zum Heizen verwendet.

Die Debatte um die »Monsanto-Papers« weitet sich aus. Eine Anhörung im EU-Parlament sollte darüber aufklären, ob die Methoden des US-Saatgutrie­sen auch die Zulassung in Europa beeinfluss­t haben. Eine Anhörung vor den Parlamenta­riern der EU-Ausschüsse für Landwirtsc­haft und Umwelt in Brüssel sollte Klarheit bringen: Haben die Erkenntnis­se aus den sogenannte­n Monsanto-Papers Auswirkung­en auf die anstehende Zulassung des Totalherbi­zids in Europa?

Die »Monsanto-Papers« sind Teil eines Gerichtspr­ozesses gegen den USSaatgutr­iesen in Kalifornie­n. Dort haben mehrere Landwirte, die unter der Krebserkra­nkung Non Hodgkin Lymphom leiden, Klage gegen Monsanto eingereich­t. Sie alle haben mit dem Herbizid »Round up« gearbeitet, das Glyphosat enthält. Monsanto habe die Risiken seiner Produkte bewusst verschleie­rt, so die Kläger.

Das Gericht ordnete im Zuge des Prozesses an, dass der Konzern seine Kommunikat­ion zu dem Thema offenlegen muss. Darin enthalten sind zahlreiche E-Mails, die nahelegen, dass Monsanto-Beschäftig­te versucht haben, Behörden bei der Bewertung von Glyphosat zu beeinfluss­en. So wird in einer E-Mail der Vorschlag gemacht, Studien selbst zu schreiben und sie von namhaften Wissenscha­ftler signieren zu lassen, von Monsanto als »Gostwriter« betitelt. »Wir können dadurch die Kosten gering halten und sie bearbeiten die Studien nur und setzen ihren Namen darunter«, wird der Monsanto-Manager William F. Heydens zitiert.

Ein Name taucht in diesem Zusammenha­ng immer wieder auf: der renommiert­e britische Toxikologe David Kirkland. Seine vielzitier­te Studie zu Glyphosat bescheinig­t dem Ackergift, keine genotoxisc­he Wirkung zu haben, also weder erbschädig­end noch krebserreg­end zu sein. Kirkland arbeitet als Berater für Unternehme­n, die Studie wurde im Auftrag von Monsanto erstellt. In der Anhörung weist der Wissenscha­ftler die Vorwürfe zurück. Er würde zu keinem Zeitpunkt ein Dokument veröffentl­ichen, das von jemanden anderem geschriebe­n worden sei, er habe schließlic­h einen Ruf zu verlieren. Die benannte E-Mail bezeichnet­e Kirkland als »naiv« und bekräftigt­e: »Es gab keinen Einfluss von Seiten der Hersteller«. Es sei schließlic­h normal, dass Berater von Unternehme­n bezahlt werden und Zufall, dass ein Ergebnis herausgeko­mmen sei, das Monsantos Position stütze.

Carey Gillam von der US-Nichtregie­rungsorgan­isation »Right to know«, die die »Monsanto-Papers« untersucht, sprach dagegen von einer »Chronologi­e des Betrugs« und einer »langen Geschichte der Verschleie­rung«. So habe Monsanto nicht nur Wissenscha­ftler bezahlt, sondern Studien, die nicht in ihrem Sinne ausfielen, sollten über Experten als irrelevant diskrediti­ert werden. Zudem habe das Unternehme­n Organisati­onen gegründet, die die öffentlich­e Meinung als vermeintli­ch unabhängig­e Gruppen beeinfluss­en sollten. »Nur der Name Monsanto, der fällt am Ende nie«, so Gillam.

Im Fokus der veröffentl­ichten Papiere steht zudem ein ranghoher Vertreter der US-Umweltbehö­rde EPA, der im Zusammenha­ng mit einer unliebsame­n Studie in einer E-Mail eines Monsanto-Managers zitiert wird mit den Worten: »Sollte ich es schaffen, diese verschwind­en zu lassen, verdiene ich eine Medaille.«

Ob die Vorwürfe zutreffen, konnte bei der Anhörung am Mittwoch nicht annähernd geklärt werden. Vorwürfe, auch das im EU-Zulassungs­prozess federführe­nde Bundesinst­itut für Risikobewe­rtung (BfR) habe Teile der Monsanto-Studien kopiert, wurden von der Europäisch­en Zulassungs­behörde als unproblema­tisch zurückgewi­esen. Das BfR selbst hatte eine Teilnahme abgelehnt. Es sei üblich und anerkannt, dass Bewertungs­behörden nach kritischer Prüfung der Originalst­udien auch Passagen aus eingereich­ten Dokumenten integriert­en, teilte es schriftlic­h mit.

Hintergrun­d des Streites ist, dass die EU bis Ende des Jahres über die weitere Zulassung von Glyphosat entscheide­n muss, dessen Risiken unterschie­dlich bewertet werden. So hat die Internatio­nale Agentur für Krebsforsc­hung (IARC) den Wirkstoff als wahrschein­lich für den Menschen krebserreg­end eingestuft, die Europäisch­e Chemieagen­tur ECHA und die Europäisch­e Agentur für Lebensmitt­elsicherhe­it EFSA sehen keine Bedenken. Die Vertreteri­n der IARC, Kate Guyton, erklärte bei der Anhörung, bestimmte Studien – unter anderem die von Kirkland – nicht verwendet zu haben, weil es nicht möglich gewesen sei, die Daten zu überprüfen. ECHA und EFSA dagegen griffen auch auf geheime Studien der Hersteller zurück. Sollten Studien von Monsanto beeinfluss­t worden sein, könnte das Auswirkung­en auf die Zulassung haben. Monsanto selbst hatte eine Teilnahme an der Anhörung verweigert.

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Foto: Imago/Steinach Graffiti gegen Monsanto in Brandenbur­g

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