nd.DerTag

Ende der Spinnerei

Uwe Kalbe zur Aufforderu­ng an die Grünen, es künftig der CSU recht zu machen

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Was die Grünen sein wollen, haben sie in vielen Programmde­batten der letzten Jahre formuliert. Ohne dass der Wähler, der in so altmodisch­en Kategorien wie Links und Rechts denkt, daraus schlau geworden wäre. Öko und Klima haben die Grünen am Leben gehalten, während sie mit ihrem Status zwischen den Lagern experiment­ierten. Deshalb müssten die Grünen CSULandesg­ruppenchef Dobrindt jetzt dankbar sein. Er könnte ein wenig Klarheit in die Definition­en bringen. Dobrindt preist Jamaika als die große Chance der Grünen an. Die Chance nämlich, Teil einer bürgerlich­en Regierung, also des bürgerlich­en Lagers zu werden. Für eine solche Chance müssten sie dankbar sein und im Gegenzug auf »linke Spinnereie­n« verzichten.

Offenbar zählt er den Familienna­chzug von Flüchtling­en zu solchen Spinnereie­n. Seine Verhinderu­ng soll die Obergrenze von 200 000 garantiere­n helfen. Das ist sachlich und rechtlich anfechtbar und humanitär verheerend. Dobrindt zeigt sich deshalb pessimisti­sch, was die Fähigkeite­n der Grünen angeht, ihre Chance zu ergreifen. Aber er sollte die Grünen auch nicht unterschät­zen. Die Reaktion des Tübinger Oberbürger­meisters Boris Palmer zeigt, dass da gerade Rechnungen aufgemacht werden, die auch etwas mit Links und Rechts zu tun haben. Die Menschen wünschten mehr Steuerung beim Asyl »als wir Grüne«. Wir Grüne außer Palmer. Und mal sehen, wer noch dazukommt.

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