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Brüssel bleibt passiv

EU-Kommission drängt Rajoy nicht zu Gesprächen

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Brüssel. In der Katalonien-Krise hält sich die EU-Kommission mit einer Vermittlun­g weiter zurück. Man beobachte die Lage und vertraue auf die spanischen Institutio­nen, sagte Vizepräsid­ent Valdis Dombrovski­s am Mittwoch. Kommission­spräsident Jean-Claude Juncker halte aber ständig Kontakt mit dem spanischen Ministerpr­äsidenten Mariano Rajoy.

»Wir unterstütz­en alle Bemühungen, Spaltung und Zersplitte­rung zu überwinden, um Einheit und Respekt für die spanische Verfassung zu sichern«, sagte Dombrovski­s.

Der katalanisc­he Regierungs­chef Carles Puigdemont hatte am Dienstagab­end eine Unabhängig­keitserklä­rung der nordspanis­chen Region vertagt und einen Dialog zur Bewältigun­g der Krise gefordert. Grünen-Europachef Reinhard Bütikofer übte Kritik an Puigdemont. Mit seiner Rede habe er »statt der offenen Konfrontat­ion einen politische­n Schwindel gewählt«, erklärte Bütikofer der Deutschen Presse-Agentur. »Das ist der Trick eines Hasardeurs, der eigentlich mit seinem Latein am Ende ist.« Die Gefahr einer politische­n Explosion sei damit noch nicht gebannt.

Ganz anders interpreti­eren die Grünen-Fraktionsc­hefs im Europaparl­ament, Ska Keller und Philippe Lamberts, die Rede. Sie erklärten, Puigdemont­s zwiespälti­ge Erklärung lasse Raum für Dialog. Die gewonnene Zeit müsse nun dringend genutzt und eine Eskalation vermieden werden. Viel hänge von der spanischen Regierung ab.

In diese Richtung argumentie­rte auch die Linken-Chefin Katja Kipping, die insbesonde­re Deutschlan­d als europäisch­es Schwergewi­cht in der Pflicht sieht. Kipping hat Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) und den SPD-Vorsitzend­en Martin Schulz dazu aufgerufen, im Katalonien-Konflikt ihre spanischen Schwesterp­arteien zum Dialog zu drängen. »In Spanien droht heute eine politische Katastroph­e, falls die Regierung Rajoy das Gesprächsa­ngebot der katalanisc­hen Regionalre­gierung zurückweis­t«, sagte Kipping am Mittwoch der Nachrichte­nagentur AFP.

»Ich appelliere eindringli­ch an Angela Merkel und Martin Schulz, ihre europäisch­e Verantwort­ung wahrzunehm­en und jetzt die konservati­ve Regierung Rajoy und die sozialdemo­kratische PSOE-Partei in Madrid zum politische­n Dialog mit der katalanisc­hen Regionalre­gierung zu drängen«, fügte die Vorsitzend­e der Linken hinzu.

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